Glasklare Rolle – das Weinglas
- Donnerstag 01 November 2007
Aus Chandras Weinküche
Genau so wie der Wein spielt auch das Glas eine zentrale Rolle. Wobei ein schlechter Wein auch in einem perfekten Glas nicht besser wird. Hingegen vermag ein passendes Glas die guten Eigenschaften des Weins perfekt zu fördern.
Es gibt Situationen, in denen sage ich nichts, wenn zum Wein nicht das pas- sende Glas serviert wird – in gewissen Restaurants zum Beispiel oder im Ausland. Bei mir zu Hause ist das anders. Nicht dass jeder Weintyp sein eigenes Glas hat, aber ein halbes Dutzend verschiedener Glas- formen stehen zur Auswahl. Am besten probiert man die Wirkung des Weinglases auf den Wein selber aus, indem man den gleichen Wein in unterschiedliche Gläser füllt. Man wird zum Schluss kommen, dass der gleiche Wein aus einem bauchigen Glas ganz anders riecht und schmeckt als aus einem zylindrisch geformten. Als Beispiel: Ein Blauburgunder braucht Luft und Platz, um sich zu entfalten. Würde man ihn in einem Longdrink-Glas servieren, käme er sich vor wie in einer Zwangsjacke. Auf der anderen Seite ist es für einen reifen Cabernet Sauvignon ein Affront, in einem bauchigen Burgunderglas serviert zu werden. Ein Weinglas kann auf der einen Seite Ecken und Kanten eines Weins abrunden, es kann aber auch seine Schwächen unterstreichen.
Univers für alle Weine
Doch welches Glas passt nun zu welchem Wein? Erstens: Ein guter Start ist das tulpenförmige Univers. Man findet dieses Stan- dardglas in diversen Haushaltgeschäften. Daraus lässt sich vom Weiss-, Rot-, Dessert- bis zum Schaumwein alles geniessen. Zweitens: Wer aus dem Glas eine Wissenschaft machen will, ist beispielsweise mit dem Sor- timent der Firmen Riedel (www.riedel.com) oder Spiegelau (www.spiegelau.com) bestens bedient. Auf der Homepage von Riedel kann man eine Traubensorte eingeben, und sofort werden passende Gläsertypen vorgeschlagen. Drittens: Der Weinhändler kann sicher Auskunft geben, welches Glas zum Wein passt. Oftmals verkauft er sogar Gläser.
Fünf Gläser für Anspruchsvolle
Gläser sind wohl wichtige Partner des Weins, sie dürfen aber nicht zu Genusshemmern werden. Man wird schnell merken, dass vier bis fünf Glastypen auch dem grössten Weinkenner absolut genügen. Ein bauchiges Burgunderglas für Pinot noir, Chardonnay und Nebbiolo (Barolo), ein Bordeauxglas für kräf tige Toskaner oder würzige Spanier oder sogar für Prosecco, ein hochge formtes Tulpenglas mit bauchiger Mitte für den edlen Champagner, eine schlichte Flûte für den einfachen Schaumwein. Schalengläser sind für süsse Schaumweine gedacht.
Noch etwas zum Preis des Glases: Ähnlich wie beim Preis für die Weinflasche ist hier die Bandbreite nach oben offen. Was nicht heissen soll, dass der Wein umso bes- ser schmeckt, je teurer das Glas ist. Viel wichtiger ist die richtige Form des Glases.
WISSENSWERTES
-
Ein Weinglas sollte farblos und ohne Dekoration sein. Nur so lässt sich die Farbe und die Ausstrahlung des Weins perfekt erkennen.
-
Lange Stiele verhindern, dass die Hand den Wein wärmt, wobei die Stiele aber auch nicht zu lange sein sollten.
-
Ein Weinglas sollte nicht wie ein Pokal daherkommen, sondern einen handlichen Umgang ermöglichen.
-
Ein Weinglas sollte nicht bis oben gefüllt werden. Zwei bis drei Fingerbreit reicht.
-
Hat man ein Univers-Glas, muss nicht bei jedem Wein ein neues Glas verwendet werden, sofern man folgende fünf Grundsätze befolgt: Leichter Wein vor schwerem Wein; Weisswein vor Rotwein; trockener Wein vor Süsswein; einfacher Wein vor komplexem Wein; junger Wein vor altem Wein.