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Gestein und Wein, auf Entdeckungsreise der Schweizer Weinberge

  • Dienstag 18 Dezember 2018
Quelle /
Pierre Thomas

Man hatte quasi den Glauben daran verloren: Geologen, die behaupten den Zusammenhang zwischen «Gestein und Wein» zu untersuchen, begegnet man seit zwölf Jahren. Sie haben versprochen eine Synthese ihrer Arbeit, oft praktischer Natur in den Kellern... zu verfassen. Jetzt ist das Monument in Form einer Kassette endlich da. Ein wahres Monument, das Stein für Stein errichtet wurde.

Eins muss gesagt werden : Das Resultat entspricht dem ehrgeizig gesteckten Ziel. Es handelt sich zweifelsohne um das beste Werk, das jemals über die Weinberge und den Wein in der Schweiz veröffentlicht wurde. Und mit seinem Untertitel «auf Entdeckungsreise der Schweizer Weinberge» lädt es zu einem Spaziergang vor Ort ein.

Diese Enzyklopädie erklärt die Vielfalt der Bodenbeschaffenheit, des Untergrundesund der Erderschütterungen in diesem komplexen und kontrastreichenaus Bergen und Seen bestehenden Landes, welches die Schweiz ist, was an sich schon faszinierend ist. Aber es geht einen Schritt weiter mit Besuchen bei Winzern, die manchmal sehr original und oft Mitglieder des «Mémoire des vins suisses» sind, einem anderen nationalen Projekt, das aussagekräftig in der Dimension der Langfristigkeit ist.

Der nationale Weinberg… aus der Sicht von Zürich

Der Hauptband mit 240 Seiten behandelt das Thema in zehn kurzen, abwechslungsreichen Kapiteln, die hervorragend mit Originaldarstellungenillustriert sind, wie die komplexe Gesamtdarstellung der Schweizer Weinbauböden. Dieses Buch im Kartoneinband wird von zehn Broschüren begleitet. Zehn? Man weiss, dass die offizielle Schweiz ihr Weinbaugebiet in sechs Regionen unterteilt. Hier sind es nun zehn, die nicht den Definitionen von Weinbergen bzw. von Märkten gehorchen, sondern den geologischen und geografischen Kriterien. Wie dieses Weinland an der Grenze zwischen Zürich und Thurgau, von dem der Bundesrat träumt, um dort laut einer kürzlich getroffenen Entscheidung radioaktiven Müll zu vergraben... 

Das Werk ergreift das ganze Bundesgebiet. Und wenn auch das Wallis mit etwas weniger als 5'000 ha ein Drittel der Weinbaufläche des Landes ausmacht, so zählt seine Broschüre dennoch nur 44 Seiten, dass heisst vier Seiten mehr als die über den   . «Gestein und Wein» ist zunächst ein Projekt aus der Sicht von Zürich. Die Kassette (Buch und Broschüren zum Preis von 98.- Fr.) ist an den Ufern der Limmat vom AS Verlag herausgegeben worden. 5000 Exemplare sind gedruckt worden, davon 1500 in französischer Übersetzung.

Die Deutschschweizer Broschüren, die auf bemerkenswerte Art illustriert sind, erweisen sich als noch faszinierender als die Westschweizer, denn sie enthüllen ein Stück Geologie, Geografie und Geschichte, das diesseits der Saane (eines Flusses, der in der Weinbaulandschaft keine Rolle spielt) unbekannt sind. Durch die Klimaerwärmung werden die Rebstöcke Deutschschweizer Hänge und Täler erobern und dies mit so überraschenden Rebsorten wie dem Merlot oder dem Malbec...

Welcher Zusammenhang zwischen Boden und (gutem) Wein?

Über die Fundgrube des Wissens hinaus stellt sich die Frage der Rechtmässigkeit und der Wichtigkeit des Zusammenhangs von Bodenbeschaffenheit, Untergrund und Qualität der Weine. Das ist eben, was die französische Sprache «Terroir» nennt: Seit 1283 bezeichnet dieses auf  Englisch und Italienisch unübersetzbare Wort nach dem Robert «spezifisch den Boden, was seine landwirtschaftlichen Qualitäten betrifft und noch spezifischer seine Eignung zum Anbau von Wein.» Und «der Geschmack des Terroirs» macht schon 1549 eine Erscheinung... Hingegen ist das Terroir nicht nur der Boden und das Klima, sondern auch der Mensch.

Die Geologen stellen in ihrem Buch die grundsätzliche Frage, indem sie ihre Kollegen aus Houston zitieren, die die Tatsache beschwören «den Boden im Wein schmecken zu können (...), wobei das einzige Problem ist , dass dies nicht wahr ist» (Zitat der New York Times, 2007). Dieses Thema taucht wieder in der dem Tessin gewidmeten Broschüre auf. Unten auf Seite 37 erklärt Paolo Basso, «dass es im Burgund ausgezeichnete sowie mittelmässige Weine gibt, welche auf benachbarten Weinbergen produziert werden, deren Bodenbeschaffenheit die gleichen Komponenten enthält». Und der beste Sommelier der Welt 2013 zitiert gerade uns (in einem Artikel in Hôtellerie & Gastronomie Hebdo), die ihn als «Antiterroirist» qualifiziert haben. «Gestein und Wein» präzisiert demnach: Die Redaktion dieses Buches teilt diese Meinung nicht, denn man kann den Einfluss des Terroirs nicht verleugnen, das ein natürliches, besonders komplexes Zusammenspiel bildet, innerhalb dessen der Winzer eine entscheidende Rolle spielt. In diesem Sinne ist sie entschieden «terroiristisch.» Deshalb der Titel des gegenwärtigen Artikels!

A propos de Pierre Thomas

Journaliste, il a participé à plusieurs journaux et magazines en Suisse romande. Spécialisé en vins, il est freelance depuis 2002. Il a écrit plusieurs livres, «Vignobles suisses», «Le vin pratique», et contribué à divers guides gastronomiques et de vins. Dégustateur dans des concours nationaux et internationaux, il anime son propre site Internet dédié au vin, Thomasvino.ch.  (https://thomasvino.ch)

 

Cet article est aussi paru sur Thomasvino.ch et le blog des 5 du vin.