Aktuelles

Wenn Vögel Pestizide ersetzen

Quelle /
Marc Melcher
Zwischen den Rebstöcken von Markus Stäger ist es bunt. Der Maienfelder befindet sich mitten in der Umstellung vom konventionellen hin zum Bio-Weinbau. Dazu gehört eben auch eine gewisse Pflanzenvielfalt im Wingert. «Dank der verschiedenen Blumen hat es etwa mehr Vögel oder Raubmilben, sie halten die Schädlinge in Schach», erklärt Stäger.

Die Artenvielfalt ersetze aber noch andere künstliche Eingriffe - mindestens ein Stück weit: «Der Klee etwa produziert Stickstoff und den brauchen die Reben. Stickstoff muss man beim konventionellen Weinbau künstlich einbringen»

Mit dem Wandel zum Bio-Wein macht Stäger genau das, was sich der Branchenverband Graubünden Wein erhofft. Im Jahr 2016 hat er das Ziel formuliert, dass bis 2020 auf mehr als der Hälfte der Weinbaufläche biologisch produziert wird.

Ein mutiges Ziel, das man nicht erreichen wird. Das weiss auch Ueli Liesch, der neu gewählte Präsident des Verbands: «Visionen dürfen aber hochgesteckt sein. Und wir sehen bereits erste Erfolge.» Neben den vier Betrieben, die derzeit umstellen, würden viele andere mit biologischem Anbau experimentieren und sich so auf eine Umstellung vorbereiten.

So auch Liesch in seinem Weingut. Ihm sei der Schritt zum biologischen Anbau noch zu gross: «Es ist ein Risiko, denn biologische Spritzmittel können weniger effektiv sein als herkömmliche.» Deshalb möchte er noch Erfahrungen sammeln, ehe die Umstellung auch in seinem Weingut erfolgt.

Markus Stäger hat während der Umstellung keine schlechten Erfahrungen gemacht. Kleinere Probleme gebe es zwar, in solchen Fällen kann er aber auf Hilfe zurückgreifen: «Die Bio-Weinbauern in der Herrschaft unterstützen sich gegenseitig. Wir schliessen uns oft zusammen, wenn etwas unklar ist.»

Bereut hat Stäger die Umstellung noch nie: «Ich finde es heute schöner in meinen Reben als früher. All die Blumen, da fühlt man sich einfach wohl.» Wenn alles klappt, erhält Stäger das Bio-Label bis 2020.

 

Bild: Markus Stäger in seinem Weingut.

Die Bio-Vision des Verbands
  • Bis 2020 soll auf 60 Prozent der Weinbaufläche im Kanton biologisch gearbeitet werden.
  • Heute sind es sieben Prozent. Die Zahl hat sich seit der Formulierung des Ziels nicht verändert.
  • Das Ziel wird der Verband wohl nicht erreichen.
  • Vier Betriebe stellen aber derzeit auf Bio um. Weitere bereiten sich auf die Umstellung vor.