Aktuelles

Weinbau: Branche steht vor Herausforderungen

Quelle /
Roland Müller
Schaffhausen; Blauburgunder Land, Hallau

Mit dem neuen Jahr kommen auf die Rebleute und Weinproduzenten viele administrative Neuerungen zu. Sorgen bereitet der Weinbranche zudem die geplante Systemänderung der Herkunftsbezeichnung von AOC zu AOP im Rahmen der Vernehmlassung zur AP 22+.

Am traditionellen Schaffhauser Informations- und Weiterbildungstag Mitte Januar ging es um die ­Aufgaben des Weinforums, der Fachstelle sowie aktuelle Themen aus der Blauburgunderland. «Wir wollen auch aufzeigen, was wir mit den namhaften Beiträgen unserer Mitglieder machen», hielt Christian Roth vor den rund 150 Schaffhauser Rebleuten fest.

Zusammenlegung der Fachstelle erfolgt

Ab 2019 werden alle Schaffhauser Rebflächen im Landwirtschaftlichen geografischen Informationssystem (Lagis) erfasst, wobei der Kanton den Rebleuten kostenlose  Einführungskurse anbietet. Auf den 1. Januar wurde die Kellerbuchkontrolle landesweit für alle Weinverkäufer eingeführt. Ausgenommen sind Direktvermarkter, welche die entsprechende Lohnkelterei auf der Flasche aufgeführt haben. 

Seit anfang Jahr ist die Fachstelle Rebbau nebst Schaffhausen und Thurgau zudem um den Kanton Zürich erweitert worden. Die dezentrale Rebberatung und die Meldestellen koordiniert Hans-Walter Gysel.

Der Zürcher Fachstellenleiter Michael Gölles  betreut die Bereiche Lehre und Unterricht, Fachveranstaltungen sowie das Projekt- und Versuchswesen. Neu wird das Infoblatt «Rebbau Aktuell» für den Kanton Zürich geöffnet. 

Unschöne Handhabung mit Übermengen

Christian Roth äusserte sich zur Mengenbeschränkung der Übertrauben, welche er als «unschönes und emotionales Thema» im Nachgang der Lese 2018 bezeichnete. Man habe in der Branche Gespräche geführt und auch aufgrund mangelnder Alternativen am jetzigen System festgehalten. Betreffend der Strukturen gehören neu seitens der Einkellerer Ugo Tosoni und Christian Häberli als Delegierte dem Branchenverband an. 

Sorge um Weinvielfalt

Bauchschmerzen bereitet der Schaffhauser Weinbranche die in der Vernehmlassung zur AP 22+ aufgeführte Systemänderung von AOC zu AOP, welche gravierende Auswirkungen auf die Deklaration der Schaff­hauser Weine haben würde. «Der Branchenverband Deutschschweizer Wein hat kein Verständnis für diesen Systemwechsel. Wir befürchten, dass die Weinvielfalt unter Druck kommt», sagte Geschäftsführer Beat Hedinger.

Er erinnerte an die vielfältigen Aufgaben des Branchenverbandes Schaffhauser Wein, welcher mit der Weinqualität, dem Marketing und der Kommunikation ein wichtiges Netzwerk sei. Zudem müsse sich die Branche um die Rahmenbedingungen kümmern, umfassend informieren und koordinieren. «2019 wird sich der Vorstand mit dem Thema für eine neue Strategie für die Verkaufsförderung beschäftigen», informierte Hedinger. Er ist überzeugt, dass die Branche in der Region viel erreicht hat und verkündete, dass man weiter in die Regionalität investieren will. 

Bewährtes beibehalten

Beat Hedinger erklärte, dass man beim gemeinsamen Marketing mit den drei grossen Kellereien Änderungen vorgenommen und ein offenes Gespräch mit den zehn grösseren Kellereibetrieben geführt habe. «Grundsätzlich wollen wir die Grundaufgaben und Bewährtes beibehalten.» Der kleine finanzielle Spielraum lasse aber keine grossen Marketingaktivitäten zu.

Das Blauburgunderland wird auch weiterhin Teil der Weinregion Bodensee bleiben. Dies, obwohl Thurgau- und Rheintalwein ausgestiegen sind. «Wir werden etablierte  Aktivitäten mit gewillten Partnern etwas abgespeckt weiterführen, wobei die Details mit diesen Partnern aus Tourismus und Weinbau in Abklärung sind», so Hedinger.

Stamm folgt auf Neukomm

Von 2011 bis Ende 2018 hatte Herbert Neukomm mit sehr viel Engagement das aus einer 21-köpfigen Arbeitsgruppe bestehende Weinforum geleitet. «Unser Ziel ist die Erhaltung der Kernkompetenz als Credo im Blauburgunderland. Es soll praxisbezogene ­Versuche machen und das Degustieren trainieren», sagte Neukomm. 

So wurden in enger Zusammenarbeit mit der Praxis Ver­suche mit verschiedenen PiWi-Sorten durchgeführt, welche aber nach einigen Jahren abgebrochen wurden, weil die Sorten auf den Echten Mehltau sehr anfällig waren. Das Weinforum führte umfassende Klonversuche mit Blauburgunder durch.  Während zwei Jahren wurden zudem Extraktionsversuche in fünf verschiedenen Verfahren gemacht. «Die Ergebnisse zeigen, dass unsere Standardklone sich sehr gut halten und Klongemische sehr gute Weine ergeben», fasste Neukomm zusammen. Seine Nachfolge hat Markus Stamm aus Thayngen angetreten.