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Schweizer Wein rockt!

Quelle /
Cecile Richards
Traditionen werden auch weiterhin in der Schweiz hochgehalten, aber die Zukunft gehört ganz klar der jungen Generation. Das sind Winzer unter 30, junge Sommeliers und neugierige Nachwuchs-Weintrinker. Sie alle sind gerade eissig dabei, das Image des Schweizer Weins zu verjüngen. 

Es passierte nicht plötzlich, sondern schleichend. Vorhang auf für eine Schweizer Weinwelt, die sich gerade neu er ndet. Die Millenniumsgeneration hat nämlich Lust auf den etwas anderen Rebensaft. Nachwuchstrinker treffen sich spontan mit Freunden zum Abendessen im Szenelokal, planen einen gemeinsamen Besuch auf einem Weingut oder reisen zusammen in eine Weinbauregion. Die Kulturlandschaft Schweizer Wein lässt sich nämlich deutlich sinnlicher direkt vor Ort erfahren. Und die Geschichten der Winzer hören sich, mit Gummistiefel und Sonnenbrille im Rebberg, besonders spannend an. 

 

Die neue Generation will es wissen

Mathias Bechtel (links) ist Winzer aus Leidenschaft und gleichzeitig Präsident der Jungwinzer-Vereinigung «Junge Schweiz – Neue Winzer», www.jsnw.ch

Was macht den Schweizer Wein so besonders?
Die Vielfalt der Schweizer Weinlandschaft ist einzigartig.WirverfügenalleineinderDeutschschweiz über derart viele Terroirs und Klimazonen, aus wel- chen ebenso viele verschiedene Weine entstehen. Jede Region ist zudem für bestimmte Rebsorten berühmt: Das Tessin für Merlot, am Zürichsee ist es der Räuschling, im Thurgau der Blauburgunder, also Pinot noir, das Waadtland steht für den Chasselas und das Wallis für eine ganze Reihe autochthoner Rebsorten wie etwa Heida, Petite Arvine und Cornalin. Die Schweiz ist ein absolut faszinierendes und vielfältiges Weinland.

Welche Vision verfolgen Sie mit Ihrer Vereinigung?
Unser Fokus liegt im Austausch untereinander. Alle unsere Mitglieder haben Praktika im Ausland absolviert. Gemeinsam verfügen wir über einen enormen Erfahrungsschatz, der weitaus grösser ist, als das, was man früher als Winzer im Betrieb gelernt hat. Der Kontakt zur Kundschaft ist deutlich intensiver, was auch richtig Spass macht!

Wo kann man Ihre Weine probieren?
Die meisten unserer Mitglieder bieten jeden Samstag auf ihren Weingütern ganz unverbindliche Verkostungen an. Und wir alle freuen uns über Fragen. Nur so können wir erkennen, worin wir uns noch weiterentwickeln sollen. 

 

Francesco Benvenuto (rechts) ist «Sommelier des Jahres 2018» und Chefsommelier des Restaurants IGNIV by Andreas Caminada in Bad Ragaz. www.igniv.com 

Wie entdecken junge Menschen heute Schweizer Weine?
Das ndet oft in kleinen Gruppen unter Freunden spontan bei jemandem zu Hause statt. Jeder bringt eine Flasche Wein und etwas zum Knabbern. Dann wird probiert, verglichen und diskutiert. Das Verkosten ist spielerischer geworden.

Wie bringen Sie den Schweizer Wein einer jungen, weinaf nen Generation nahe?
Im Restaurant IGNIV bieten wir unseren Gästen ein neues Konzept. Wir servieren 20 Teller im Sha- ring-Prinzip. Das spricht sowohl junge Feinschmecker als auch gestandene Gourmets an. Die Preisgestaltung macht es möglich, erstklassige Küche zu erleben, ohne dafür ein Vermögen auszugeben. Was ich feststelle ist, dass die Gäste im Alter zwischen 25 und 35 einen Tick o ener sind, was die Weinauswahl betri t.

Was raten Sie, wenn ein Gast mehr über Schweizer Wein wissen will?
Zuerst einmal einen Klick auf die Homepage von Swiss Wine (www.swisswine.ch). Da bekommt man bereits einen guten Überblick zur Schweizer Weinlandschaft. Man erfährt zügig, welche Rebsorten zum Beispiel am Zürichsee oder im Tessin ausgebaut werden. Auch empfehle ich den Besuch der jährlichen Verkostung des Mémoire des Vins Suisses (www.mdvs.ch). Mir haben diese Veranstaltungen in meinen Anfängen geholfen, schnell ein gutes Gespür für die Schweizer Weine zu bekommen. 

 

 

Facts & Figures.

Ein alpiner Boden

Die Schweiz ist ein zerklüftetes Gebiet, wo die Alpen ungefähr zwei Drittel der Gesamt äche darstellen, gefolgt vom Jura und Mittelland, was der Schweiz ihren alpinen Charakter verleiht.

Die Weinberge folgen übrigens dem geographischen Schema und liegen relativ hoch, nämlich zwischen 270 m im Tessin und 1'100 m im Wallis und oft an extrem steilen Hängen.

Im Winter kann es passieren, dass Schnee auf den Weinbergen liegt, wobei sich die durchschnittlichen jährlichen Temperaturen zwischen 9 Grad in der Deutschschweiz und 12 Grad im Tessin bewegen. Es ist eine Tatsache, dass die Schweiz zu den Anbaugebieten der kühlen Regionen zählt.

Sechs Regionen, sechs Identitäten

Wenn auch jede Region und untergeordnete Gegend ihre spezi sche, durch das Relief, die Geologie und be- sondere Klimaverhältnisse bestimmte Identität hat, so hat die Organisation des Weinsektors eine Aufteilung in sechs Regionen aufgezeigt: das Wallis im Herzen der Alpen, das Waadtland mit seinen Gebieten am Genfer See, die Deutschschweiz mit zahlreichen vereinzelten Anbau- gebieten, Genf am Schnittpunkt des Juras und der Alpen, der Kanton Tessin auf der Südseite der Alpen gelegen, der in Richtung Italien blickt und die Drei-Seen-Region haupt- sächlich an den Hängen des Juras gelegen.

Einheimische und identitätsbildende Rebsorten

In der Schweiz werden ungefähr 240 angebaute Rebsor- ten verzeichnet, aber nur 75 werden in den Statistiken des BAG aufgeführt.

Die vier am meisten angebauten Rebsorten sind Blauburgunder, Chasselas (einheimisch), Gamay und Merlot, die 72 Prozent des Anbaus ausmachen.

Die einheimischen Rebsorten, deren Reichtum zur Identität der Schweizer Weinbaugebiete beitragen, belaufen sich auf 36 Prozent des Anbaus. Es handelt sich dabei um Chasselas mit 27 Prozent begleitet von Gamaret, Garanoir, Arvine, Amigne und vielen anderen, die für 9 Prozent des Anbaus stehen.

Was traditionelle oder universelle Rebsorten anbetrifft, wie z.B. Chardonnay, Sauvignon oder Syrah, erlauben diese den Schweizer Winzern die Qualität des Bodens zum Ausdruck zu bringen und ihr Können im internationalen Vergleich zu zeigen.