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Pro Stunde werden in den Reben Trauben für eine Flasche Roter gesammelt

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Dennis Kalt
Die Hilfskräfte bei der Weinlese werden von den Winzern auf unterschiedliche Arten bezahlt – und sind zur grossen Mehrheit über 60.

«Zu wenig», antwortet Nicole Robatel von «Ni&Ro Weinbau» in Wil auf die Frage, wie viele Erntehelfer derzeit auf ihrem 2,7 Hektar grossen Weingut im Einsatz stehen. «Es ist schwierig, ausreichend Personal für die einzelnenErntetage zu organisieren, weil einige Helfer berufstätig sind oder über die Erntezeit verreisen», sagt Robatel.

Obwohl die helfenden Hände bei der Lese der Weintrauben knapp sind, will sie nicht gezielt nach neuen Erntehelfern suchen. Dies aus zwei Gründen: «Das Personal, das beim Herbsten hilft, ist seit Jahren fast das gleiche. Dies erspart uns die Einschulung vor der Ernte», erklärt sie. Und zweitens weiss sie aus Erfahrung, dass viele angefragten Erntehelfer nicht umsonst die Früchte von den Reben schneiden wollen: «Durchschnittlich werden 50 Franken pro Stunde Arbeitseinsatz verlangt», sagt sie. Dies sei jedoch für ihren Betrieb, in dem rund 800 Kilo Weintrauben – 300 Gramm pro Quadratmeter – gelesen werden, nicht finanzierbar.

Entlohnt wird in Weinflaschen

Zwar keine 50 Franken, aber immerhin eine Flasche Rotwein pro Stunde bekommen die Erntehelfer von «Fehr und Engeli Weinbau» in Ueken. «Wir haben 15 Festangestellte und zudem einen Pool von 10 bis 15 Leuten», sagt Inhaber Urs Gasser. Dabei besteht der überwiegende Teil der freiwilligen Mitarbeiter aus Pensionären, die schon lange dabei sind und helfen, dass auf einer Fläche von 13,5 Hektar 80 bis 100 Tonnen Weintrauben gelesen werden.

Bei «Weinbau Gerhard Wunderlin» werden derzeit die Reben für den Blauburgunder von 12 bis 14 Pensionierten geerntet. Eine Bezahlung gibt es nicht. Dafür ein Abendessen und zum Abschluss ein Helferfest. «Wir hatten vor rund drei Jahren eine Überalterung unseres Helferpools.

Es ist uns aber gut gelungen, die Helfer zu ersetzen», sagt Besitzer Gerhard Wunderlin. Aktiv suchen musste der Winzer hierfür aber nicht, da die Rekrutierung über Mund-zu-Mund-Propaganda lief: «Einmal hat ein ausscheidender Helfer seinem Nachbarn von seiner Tätigkeit erzählt.

Kurze Zeit später stiess dieser Nachbar als Erntehelfer hinzu», erzählt Wunderlin. Auch über Degustationen, die der Winzer veranstaltete, habe sich schon der eine oder andere gefunden, der dann bei der nächsten Weinlese mitgeholfen hat.

Finanziell entlohnt werden hingegen die 15 Erntehelfer auf dem Weingut «Im Wygarte» in Wittnau für ihren Einsatz. Dabei stellt jedoch Betriebsleiterin Rahel Buchmann unisono mit ihren Kollegen fest: «Es ist kaum möglich, junge Leute für die Ernte zu gewinnen, weil viele 100 Prozent berufstätig sind.» Früher, vor rund 30 Jahren, sei dies anders gewesen, erinnert sie sich: «Damals waren noch junge Mütter bei der Lese dabei. Ihre Kinder kamen mit und haben zwischen den Reben gespielt.»