Pro-Montagna-Wein: Traditionen, Terroir und Technologie
- Freitag 14 Juni 2013
An den Pergolen in der Tessiner Region Tre Valli streben die Merlot-Trauben der Sonne entgegen. Die Arbeit vieler Hobby-Winzer und das spezielle Terroir bringen einen ganz besonderen Wein hervor.
Die Strasse wird immer schmaler und irgendwann löst Kies den Asphalt ab. Wir folgen dem alten Pfad, der «Via delle Genti», der Anfang des 19. Jahrhunderts als Transport- und Reiseweg über den Gotthard diente. Zu unserer Rechten erstrecken sich zahlreiche Weinberge, zur Linken Pergolen; das intensive Grün der blühenden Reben und das Grau des Granitbodens bilden einen wunderschönen Kontrast. Diese Ecke von Giornico hat nicht nur landschaftlich und kulturell viel zu bieten, sondern zeugt auch von der Beharrlichkeit der Familien, die hier Generation für Generation versuchen, das Land nutzbar zu machen. Der Pergola-Anbau ermöglicht es den Bauern, die Trauben der Sonne etwas näher zu bringen und gleichzeitig am Boden Mais und Kartoffeln anzubauen oder die Schafe weiden zu lassen.
Nicola Pintus war während 30 Jahren Kellermeister in Bodio. Von ihm kann vielleicht sogar Feliciano Gialdi (rechts), Chef der Kellerei Gialdi, noch etwas über Tessiner Wein lernen.
Auf diesem schönen Fleckchen Erde treffen wir Feliciano Gialdi von der gleichnamigen Kellerei. In Bodio produziert er den Merlot von 280 Lieferanten, allesamt leidenschaftliche Hobby-Winzer, die bei Giornico, Biasca und Serravalle in der Region Tre Valli das Land bearbeiten, das sie von ihren Vätern und die wiederum einst von ihren Vätern geerbt haben. «Das sind Familien, die kleine Weinberge besitzen, solche, wie wir sie hier entlang dem Pfad sehen. Im Durchschnitt liefern sie nach der Lese 1000 bis 1500 Kilogramm Trauben», erzählt Gialdi. Im Laufe der Jahre, man könnte auch sagen im Laufe der Generationen, habe sich ein Vertrauensverhältnis gebildet, das ihr Unternehmen mit den vielen Winzern verbindet.
Von hier kommt auch der Merlot «Tre Valli», der ganz neu im Pro-Montagna-Sortiment von Coop ist (siehe Reiter Tre Valli). Doch was unterscheidet diesen «Berg-Merlot» von anderen Merlots? «Das Terroir macht den Unterschied. Der Boden besteht hier vor allem aus Granit und Gneis. Der gute Säuregrad und die typischen Mineralien verleihen den hiesigen Weinen Charakter und ein gutes Alterungspotenzial», weiss Nicola Pintus. Der seit Kurzem pensionierte Kellermeister hat fast 30 Jahre in der Kellerei in Bodio gearbeitet. «Zudem ist es hier in der Region immer schön windig, dadurch gibt es weniger Nebel und Schimmel als etwa in der Ebene des Mendrisiotto», ergänzt Gialdi.
Ausserdem sei es meist tagsüber warm und nachts kalt. Das führt zu gesunden Trauben und später zu einem guten Alkoholgehalt.
Der 67-jährige Feliciano Gialdi kann 2013 sein 60-Jahre-Jubiläum in der Kellerei feiern, die sein Vater Guglielmo damals gegründet hat. Darauf ist Feliciano sehr stolz. Der Familienbezug, die Leidenschaft und die Zähigkeit sind eine Art roter Faden, der sich durch all seine Entscheidungen zieht: «Um einen guten Wein zu machen, braucht man die besten Technologien, um alt zu werden, muss man Traditionen ehren.»