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Kleinste Weinernte seit 1981 im Werdenberg

  • Donnerstag 23 November 2017
Quelle /
Hanspeter Thurnherr
Mit knapp 39'000 Kilogramm erreichte die Weinernte im Werdenberg nur gut die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Dafür kann sich die Qualität, gemessen in Oechslegraden, sehen lassen.

Seit dem letzten starken Frostjahr im Jahre 1981 sind nie mehr so wenig Trauben gelesen worden, wie in diesem Jahr. Im Kanton waren es fast 690'000 Kilogramm. Dank des schönen Wetters im Oktober konnte trotzdem eine gute Weinqualität eingebracht werden. Die rote Hauptsorte Blauburgunder (Pinot Noir) erreichte 91 Grad Oechsle. Die 431'751 Kilogramm Trauben ergaben 3238 Hektoliter Wein. Dies entspricht etwa der Hälfte des langjährigen Durchschnitts, wie die Fachstelle Weinbau des Landwirtschaft­lichen Zentrums mitteilte.

Die ersten Blauburgunder-Trauben wurden bereits am 13. Sep­tember gelesen, auf Parzellen, die nicht durch den Spätfrost geschädigt waren. Die letzten Trauben wurden am 29. Oktober geerntet. Damit habe für die rund 400 Winzer im Kanton eine ungewöhnlich lange Weinlese abgeschlossen werden können. Die Ur­sache sei in den Spätfrostschäden zu suchen.

Die weisse Hauptsorte, der Müller-Thurgau (Riesling× Silvaner) erzielte gute 76 Grad Oechsle. Die Erntemenge liegt bei 80'234 Kilogramm Trauben, was 642 Hektolitern Wein entspricht. Der Ertrag der Sorte Müller-Thurgau liegt damit knapp 60 Prozent unter dem langjährigen Mittel.
 

Der Chardonnay hat gelitten

Neben diesen beiden Hauptsorten wurden auf 25 Prozent der Rebfläche verschiedene Spezia­litäten wie Chardonnay, Sauvignon blanc oder Diolinoir in optimaler Qualität geerntet. Die Erträge lägen bei den weissen wie auch bei den roten Sorten weit unter dem Durchschnitt. Es sei auffallend, dass einige ­neuere pilzwiderstandsfähige Sorten wie beispielsweise die Sorte Johanniter weniger stark vom Frost heimgesucht wurden als andere Sorten. Am meisten unter den Spätfrostschäden hat die weisse Sorte Chardonnay gelitten.

«Schon Anfang März lag der Frühling unmittelbar vor der Tür. Die geschnittenen Rebtriebe begannen zu weinen, ein untrüg­liches Zeichen, dass der Austrieb bevorstand. Der Austrieb er­folgte rund drei Wochen früher als üblich», blickt Markus Hardegger, Leiter der Fachstelle Weinbau am Landwirtschaftlichen Zentrum, auf das besondere Wetterereignis im Frühling zurück. Bereits in den ersten Apriltagen seien die ersten grünen Triebspitzen sichtbar gewesen.

Bis Mitte April erreichten die Triebe eine Länge von fünf bis zehn Zentimetern. «Ein Kaltlufteinbruch zwischen dem 16. und 19. April mit Schneefall bis in die Täler und darauffolgend klaren Nächten brachte die gefürchteten Spätfröste. Das Thermometer fiel am 20. und 21. April auf minus 2,5 bis 4,0 Grad Celsius. Das war für die meisten ausgetriebenen Rebschosse zu viel», erklärt Markus Hardegger.

Dank des warmen und sonnigen Frühlings und des sommerlichen und trockenen Junis hätten sich die meisten Reben recht gut erholt. «Nun waren alle Winzer gefordert. Es mussten Triebe erlesen und eingeschlauft werden. In Jungreben-Anlagen war das Hacken angesagt, damit die Reben frei von Unkrautkonkurrenz wachsen konnten», berichtet Hardegger. Auffallend sei ge­wesen, dass viele Triebe keine oder nur kleine Trauben auf­wiesen. Spätestens jetzt sei allen Winzern klar gewesen, dass mit einer mageren Weinernte gerechnet werden musste.

Im Vergleich zum Vorjahr nur die Hälfte

In den vier Werdenberger Weinbaugemeinden Wartau, Sennwald, Grabs und Sevelen konnten dieses Jahr gemäss der Fachstelle Weinbau des Kantons St.Gallen 38'625 Kilogramm (kg) Trauben gelesen werden. Dies ist etwas mehr als die Hälfte im Vergleich zum Vorjahr. Auch hier machte sich der Frost von Ende April negativ bemerkbar. Wartau als grösste Weinbau­gemeinde in der Region erntete gut 27'800 kg (Vorjahr: 45'000 kg). Sennwald erreichte 7300 kg (20'400 kg), Grabs 3050 kg (4200 kg) und ­Sevelen 685 (2440 kg). Buchs und Gams verzeichnen keine offiziellen Weinanbau­flächen.

Die dominierende Rebsorte Blauburgunder (Pinot noir) bringt es im Werdenberg auf knapp 29'000 kg, davon allein 22'800 in Wartau. Die Sorte Müller-Thurgau, auch bekannt als Riesling × Sil­vaner folgt mit 3097 kg vor Chardonnay mit 1380 kg und Sauvignon blanc mit 1180 kg. Was die Qualität, ausgedrückt in Oechsle­graden, anbelangt, können die Wartauer und Sennwalder bestens mithalten. Sie erreichen Werte im Bereich des kantonalen Durchschnitts. Etwas darunter liegen Grabs und Sevelen. Bei der zweiten Hauptsorte erreicht Wartau gute 76 Oechslegrade, Sennwald liegt hier unter dem Durchschnitt. Insgesamt werden im Werdenberg mehr als ein Dutzend unterschiedliche Sorten, davon viele auf nur kleinen Flächen, angebaut. (ht)