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Heftiger Hagelsturm führt zu Schäden in den Reben

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Philippa Schmidt. Bild: Moritz Hager.
Nur wenige Minuten hagelte es in den Küsnachter Ortsteilen Heslibach und Allmend. Trotz der kurzen Dauer hinterliess das Unwetter Schäden – von den Hagelkörnern getroffen wurde auch ein Weinberg.

«Der Himmel fällt uns auf den Kopf», hätte Obelix wohl ausgerufen, wenn er am Mittwoch kurz nach 16 Uhr im Küsnachter Ortsteil Heslibach gewesen wäre. Dort und auf der Allmend öffnete der Himmel seine Schleusen: Heraus kamen nicht nur Regentropfen, sondern auch grosse Hagelkörner. In der Badi oder im Dorfkern bekamen die Menschen zwar auch einen ordentlichen Regenguss ab, doch der Hagel blieb dort aus. 

Er war lokal sogar so begrenzt, dass der Rebberg von Winzer Diederik Michel am Giesshübel in Mitleidenschaft gezogen wurde, während derjenige von Markus Weber am Erlenbacher Turmgut – nur wenige hundert Meter weiter – ungeschoren davon kam. «Es ist ärgerlich, vor allem so kurz vor der Ernte», sagt Michel zum Hagelschlag in seinem Rebberg. «Es ist zwar bei weitem nicht alles kaputt, aber auf jeder Traube gibt es verletzte Beeren.» Er schätzt den Ertragsausfall im 3 Hektar grossen Weinberg auf 5 bis 10 Prozent. Dort wachsen Sorten wie Pinot Noir oder auch der Räuschling, eine typische Zürichsee-Traube. Gehagelt hat es zwar nur fünf Minuten, diese hatten es aber in sich. Wie sehr die Naturgewalten über seinen Reben wütete, zeigt ein Video, das Michel aufgenommen hat.

Trauben brauchen Trockenheit

Einerseits hat der Sturm Diederik Michel einen Schrecken eingejagt, andererseits ist er trotz der kaputten Trauben optimistisch. Entscheidend für die Ernte ist nämlich, wie sich das Wetter nun entwickelt. «Die verletzten Beeren ziehen natürlich Wespen an, und von denen gibt es derzeit sehr viele», erklärt der Oenologe. «Wenn es jetzt aber warm und trocken bleibt, vertrocknen die Beeren.» Damit wäre die Gefahr von einer sich ausbreitenden Fäulnis oder von Schäden durch Insekten gebannt. «Ich denke, wir sind nochmals mit einem blauen Auge davon gekommen», sagt Michel angesichts der Wetterprognose fürs Wochenende denn auch. 

Positiv stimmt ihn zudem die Tatsache, dass die Seminar-Reben hinter der Küsnacher Kantonsschule nicht verhagelt wurden. Ausserdem kam das heisse, trockene Wetter den Reben bislang zu Gute. «Die Trauben sehen super aus», sagt Michel. 

Weniger super sah es in den Kellern von sieben Liegenschaften an der Strasse «Im Wiesengrund» aus. Dort sorgten die Niederschläge und ein voll gelaufener Schacht für überflutete Keller, wie die ZSZ bereits gestern berichtete. «Zum Einsatz kamen neben zwei «Bagatellgruppen» der Feuerwehr Küsnacht Mitarbeiter der Gemeindepolizei Küsnacht, ein Saugfahrzeug der Firma Schneider und Mitarbeiter des Bauunternehmens», schildert Feuerwehrkommandant Thomas Bürgin die Situation vor Ort. Die Feuerwehr sei während des Hagelsturms zu keinen weiteren Einsätzen gekommen. Wie hoch die Schadenssumme ausfällt ist noch unklar. 

Ungewöhnlich ist die örtliche Begrenztheit des Küsnachter Hagelschlages nicht. «Gewitter finden normalerweise ganz lokal statt», erklärt Stephan Bader, Klimatologe von Meteoschweiz. Doch auch wenn es nur kurz hagelt, können die Folgen gravierend sein. «Hagel kann in zwei bis drei Minuten alles kurz und klein schlagen», sagt Bader. Er habe schon erlebt, dass ganze Obstplantagen entlaubt worden seien: Die Arbeit von Monaten werde so innert Sekunden zerstört. So gesehen ist Winzer Diederik Michel tatsächlich mit einem blauen Auge davon gekommen. 

Hagel entsteht durch die kräftigen Aufwinde in Gewitterwolken: Die Regentropfen steigen dadurch nach oben, gefrieren und fallen schliesslich als Hagelkörner auf die Erde. Derzeit hat diese Form des Niederschlages Hochsaison. «Hagel erwarten wir von April bis September», sagt Bader dazu. Die Landwirte müssen also noch einige Wochen um ihre Ernte zittern.

Einziger Ort in der Region

In den Bezirken Meilen und Horgen war Küsnacht übrigens die einzige Gemeinde, in der es gehagelt hat, wie eine entsprechende Karte von Meteoschweiz zeigt. Tiefrot hängt darauf die Hagelzelle über der Gemeinde. Weitaus grösser fielen die Hagelschlaggebiete in anderen Teilen der Schweiz aus: etwa in der Nordwestschweiz. Und noch etwas zeigt die Karte: Als im Heslibach der Hagel die Reben traktierte, fiel auch den Galliern der Himmel auf den Kopf. Über Frankreich lassen sich zahlreiche grössere Hagelzellen ausmachen.

 

Bild: Der Schreck von Winzer Didi Michel war gross, als der Hagel seine Reben heimsuchte.