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«Die Schweizer Winzer sind auf dem richtigen Weg»

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Michael Schinharl ist Restaurantleiter und Weinkoordinator im Restaurant Meridiano, Kursaal, Bern.

Bier oder Wein? Für einen gebürtigen Bayer mit beruflichen Aktivitäten in Bern ist das wahrscheinlich fast ähnlich einer Glaubensfrage. Wie lösen Sie diesen «Gewissenskonflikt»?

Michael Schinharl: Mir ist grundsätzlich ein guter Wein lieber als Bier. Im Sommer jedoch mag ich durchaus mal gern einen Radler oder einen Russn ? also ein Weissbier mit Limonade ?, wenn es draussen so richtig heiss ist und es dazu eine gute Brotzeit gibt.

Bern darf man ? der Präsenz der Botschaften wegen ? Internationalität nicht absprechen. Was hat diese für einen Einfluss auf die «Meridiano»-Weinkarte?

Schinharl : Wir begrüssen sehr viele internationale Gäste, auch viele Botschaften gehören zu unserem Gästekreis. Da passt man sich an, wobei der Schweizer Wein, weil es ja wirklich viele hervorragende Etiketten gibt, sehr gefragt ist.

Bern ist Hauptstadt der Schweiz. Darf ich deshalb eine hohe Präsenz einheimischer Weine auf der Karte erwarten?

Schinharl : Ja,wir pflegen eine sehr grosse Auswahl an Schweizer Weinen, das ist uns wichtig, sogar Weine aus der direkten Umgebung Berns sind im Programm ? sie sind übrigens ganz hervorragend. Meine Favoriten sind allerdings die Weine aus Graubünden, wie etwa jene von Christian Hermann oder Adolf Bohner.

Wie sehen Sie persönlich die Entwicklung der Schweizer Weine in den letzten Jahren?

Schinharl: Sehr gut, die Qualität aus bestimmten Regionen war ja schon lange super, aber in den letzten Jahren wurden die Weine immer finessenreicher und eleganter. Qualität statt Quantität ist das Leitmotiv ? das ist der richtige Weg.

Welche Produzenten bevorzugen Sie bei den einheimischen Weinen?

Schinharl: Guido Brivio, Christian Hermann, Adolf Bohner, Cave Emery, um nur einige zu nennen.

Lassen sich Gäste überzeugen, heimische Weine zu probieren, vielleicht gar solche aus dem direkten Umfeld, beispielsweise der Bielersee-Gegend?

Schinharl : Das ist kein Problem. Die Schweizer geben sich ja sehr patriotisch und geniessen ihre Spezialitäten direkt vor der Tür. Wir empfehlen meistens Schweizer Weine zuerst

Haben Sie ausgeprägt einen Lieblingswein, vielleicht einen, der Sie an einen entscheidenden Moment Ihres Lebens erinnert?

Schinharl : Den Riesling von Robert Weil aus dem Rheingau. Dieser Wein begleitet mich mein ganzes gastronomisches Leben; in fast jedem Betrieb, in dem ich arbeitete, gab es meist dann auch Robert Weil.

Wie würden Sie einen privaten Weinkeller eines Wein-Neueinsteigers alimentieren?

Schinharl : Weine einkaufen, die nicht zu teuer sind und die man auch trinkt. Sicher kann man sich nach und nach exklusive Weine anschaffen, das beflügelt die Sammlerlust, aber einen Weinkeller sollte man auch nutzen und nicht nur zum Lagern verwenden.