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Die neue Saison steht vor der Tür - was erwartet uns?

Der BDW wappnet sich für die neue Saison

Das Jahr 2022 kündigt sich herausfordernd an für die Weinbranche

Die Natur und unsere Rebberge sind immer noch daran, sich vom sehr schwierigen letzten Jahr zu erholen. Gewisse Wunden brauchen mehrere Jahre, um geheilt zu werden. Ebenso auf den Weingütern gibt es wenig zu lachen mit einer Ernte, die im Durchschnitt die Hälfte kleiner ist als letztes Jahr. Und der Durchschnitt nützt den Winzern nichts, die stärker betroffen wurden. Es geht um die Existenz. Leider fehlt unseren Deutschschweizer Kantonalverwaltungen das Bewusstsein der Wichtigkeit des Weinsektors als Wirtschaftszweig. Die kantonalen Unterstützungen bleiben aus für die Winzer, im Gegensatz zu den grosszügig gewährten Hilfen in der Westschweiz.

Es gilt nun, uns vorzusehen, denn das 2022 wird nicht einfacher werden, sondern schwerer. Das Zusammenstehen einer geeinten Weinbranche ist nötiger denn je, doch dazu später mehr. Das politische Umfeld entwickelt sich nicht in die Richtung, welche wir uns wünschen. Nein es verschlechtert sich in einigen Bereichen zusehends. Dazu zwei Beispiele. 1. Basismarketing Schweizer Wein. Im Januar 2022 wurde der Swiss Wine Promotion mitgeteilt, dass im Jahr 2022 der Beitrag um 600'000 CHF gekürzt wird. Das bedeutet, dass die laufenden Projekte um 15 bis 20 Prozent gekürzt werden müssen. Alle nationalen und regionalen Massnahmen werden davon betroffen sein. 2. Pflanzenschutzzulassungen. Die Antwort auf ein Schreiben des BDW hat bestätigt, dass im BLW mehrere Hundert Gesuche um Zulassungen von PFS Mittel hängig sind. Einige gehen zurück bis ins 2019. Wer gängelt hier die Spezialkultur-Bewirtschafter? Die Agroscope ist es nicht. Da wird an anderer

Stelle im BLW Politik betrieben, anstatt die Arbeit zu machen. Eine Frechheit und eine Anmassung! Dazu kommt, dass dieses Dossier vom BLW ins BAFU übergeht, wo die Umweltorganisationen sich dazu noch einbringen können. Ich habe den Verdacht, dass dies den Prozess nicht beschleunigen wird.  

Zugegeben, der Staatsapparat ist eine immense Maschine. Auf jeder Ebene sind Akteure daran, Schieber und Regler neu einzustellen. Niemand ist mehr in der Lage, verlässliche Angaben zu machen.

Ein Teil der Schuld liegt beim Parlament. Auf der einen Seite streichen sie dem Bund Verwaltungsmittel. Auf der anderen Seite hat BR Maurer ausgerechnet, dass es jährlich 60-70 zusätzliche Angestellte braucht, um die Flut von Vorstössen bewältigen zu können.   

Vielleicht wäre es jetzt an der Zeit, gewisse Effizienzsteigerungen anzugehen und die bestehenden Ressourcen möglichst haushälterisch einzusetzen.

Die politische Arbeit ist nur die halbe Wahrheit. Der BDW hat erkannt, dass die Entwicklung im Rebbau nicht vom Bund noch von der öffentlichen Hand abhängig gemacht werden darf. Zu risikoreich ist es, sich auf Aussagen dieser Akteure zu verlassen, da es trotz ihrem guten Willen nicht in ihrer Macht liegt sondern von oben gesteuert wird, wie Figura eindrücklich zeigt.   

Anfangs Februar hat der BDW drei unterschiedliche Selbsthilfemassnahmen gestartet, welche den Kellereien und Winzern einen direkten Nutzen bringen und den BDW mittelfristig mitfinanzieren sollen.

1. Die Keller- und Rechtsberatung. Mit dieser Dienstleistung werden die Winzer auf die Zertifizierung der schweizerischen Weinhandelskontrolle SWK vorbereitet. Dies mittels Vorabcheck sowie einer Unterstützung der Kellerbuchhaltung. Angerufen werden kann unter Nr. 076 361 24 99. Kosten: 30-45CHF pro angebrochene Viertelstunde. Beim Erstanruf sind 15 Minuten gratis zur Fallerfassung.

Link zum Artikel.  Die Rote Online vom 10.02.22    oder die Rote Printausgabe 02 vom 4. Februar 22

2. Weintourismusprogramm Swiss Wine Tour. Der BDW stellt das Bindeglied dar zwischen den Deutschschweizer Tourismusdestinationen und der nationalen Swiss Wine Tour. Dabei vertritt er die kantonalen Weinbranchen und nimmt die Interessen der Winzer mit Weintouristischen Angeboten wahr. Es finden im Frühling regionale Einführungstage statt, wo sich interessierte und potenzielle Tourismusanbieter informieren können, ob sie die Anforderungen erfüllen können bzw. wollen. Im 22 werden in jeder teilnehmenden Region Schulungen stattfinden und erste Angebotspakete entwickelt werden, die dann national und international über die Swiss Wine Tour Plattform angeboten werden. Wir bitten Betriebe mit Weintourismusangeboten bzw. Interesse sich direkt beim BDW zu melden ([email protected] ).

3. Swiss Wine Gütesiegel. Am 3. Februar hat die Lancierung des Verkaufs von mit dem Gütesiegel ausgezeichneten Flaschen begonnen im Rahmen der seit September laufenden Pilotphase. Das Ziel ist, den Kellereien und Winzern einen zusätzlichen Verkaufskanal zu eröffnen. Es geht nicht um ein neues Qualitätssiegel, sondern um die Herkunft und die Kommunikation, wo der Kunde direkt in den Weinkeller sieht mittels der digitalen Pforte. Die holographischen Labels können in 1000er Rollen pro Weinsorte zu 180 CHF bezogen werden, wenn der Betrieb bereit ist, eine Preiserhöhung zu machen und beginnt, eine Mehrwertstrategie zu fahren. Mehr Verkauf zum besseren Preis. Ob die Rechnung wohl aufgeht? Ich glaube schon. Das ist eine klare Sache. Anmeldung und Bestellung unter dem Link https://forms.office.com/r/5q91MFpaBU   

Die Massnahmen unserer Branche stellen ein gewisses Risiko dar. Mit der Benutzung dieser Angebote zeigen Sie uns, ob wir auf dem richtigen Weg gehen. Es sind drei von 10 Projekten, die es bis zur Lancierung geschafft haben. Wir sind darauf angewiesen, dass wir uns als Branche einen können. Nur im konstruktiven Dialog und dem Ringen nach Lösungen kommen wir weiter. Gemeinsam.

 

Branchenverband Deutschschweizer Wein BDW, Jürg Bachofner