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Der Kampf gegen die Fliegenmaden

Quelle /
Ilda Ozalp
Für die Bekämpfung der Kirschessigfliege bei Beeren werden Hygienevorkehrungen, Massenfang, Netze und chemische Mittel vorgeschlagen. Bei manchen Massnahmen sind Landwirte skeptisch.

Hans-Heinrich Albrecht befürchtet, dass die Kirschessigfliege schon die erste Obstsorte, die er dieses Jahr ernten wird, angreift – die Erdbeere. 2014 wurde durch die Maden der Drosophila suzukii ein Drittel seiner Beeren vernichtet. «Wir hatten einen massiven Ertragsausfall», sagt der Bopplisser Landwirt. Jedoch müsse man auch lernen, mit den Gefahren zu leben. Beim Feuerbrand sei dies ähnlich gewesen. Neben dem Ausfall kam für Albrecht dazu, dass die Erntekosten doppelt so hoch waren. «Wir hatten viel mehr Arbeitsaufwand, weil jede Beere einzeln angeschaut und sortiert werden musste.» 

Hygiene hat Priorität 

«Wir sind dieses Jahr definitiv besser vorbereitet auf die Kirschessigfliege», sagt Hagen Thoss von der kantonalen Fachstelle Strickhof. Einige Produzenten seien 2014 überrascht worden vom massiven Befall. Laut Thoss sollen mit der umfassenden und frühen Information durch die Behörden die Landwirte nun noch besser gewappnet sein gegen einen möglichen Befall. Auf Merkblättern, die Bund, Kantone und Branchenverbände erarbeitet haben, ist eine Reihe von Massnahmen aufgeführt, die eine erfolgreiche Bekämpfung gewährleisten sollen. 

So werden bei den Beeren Hygienemassnahmen in höchster Priorität empfohlen: Es sollen unter anderem keine Früchte am Boden gelassen und die beschädigten Früchte sicher entfernt werden. Vorgeschlagen werden die Verschliessung in ein luftdichtes Fass während 48 Stunden oder das Lagern in Seifenwasser. Diese Abfälle werden verbrannt oder in der Güllegrube entsorgt. Auch soll die Ernte in kurzen Abständen von zwei Tagen stattfinden – die Früchte dürfen also nicht überreif werden. Und die Ablieferung bei den Sammelstellen soll sofort erfolgen. Als weitere Massnahmen werden der Massenfang der Fliegen mit einer süsslichen Flüssigkeit vorgeschlagen, das Anbringen von Netzen und die chemische Bekämpfung. Vor allem in Regionen, in denen der Schädling 2014 auftrat, sind Überwachungsfallen einzurichten. 

Die Dummen gehen in Falle 

Für Hans-Heinrich Albrecht kommen Netze nicht infrage, weil diese andere Gefahren hervorrufen könnten: Wegen der Feuchtigkeit, die dann länger auf den Pflanzen bleibe, könnten Pilzkrankheiten zunehmen. Auch müssen Insekten und Bienen in die blühenden Kulturen gelangen können. Dann kämen aber auch die Kirschessigfliegen. Albrecht zieht es vor, seine Früchte reif zu ernten. «Dann sind sie geschmacklich am besten. Dieses Vorgehen zeichnet uns gegenüber Grossimporteuren aus.» Falls aber ein Befall drohe, müsse er sich überlegen, sie etwas früher zu ernten. Den Einsatz von Spritzmitteln schliesst er nicht aus. 

Netze kommen auch für Harri Meienberg vom Beerihof in Steinmaur nicht infrage. «Wir haben eine Fläche von zwei Hektaren, die wir überspannen müssten. Dies würde uns sehr teuer zu stehen kommen», sagt Meienberg. Ausserdem zweifle er deren Wirksamkeit an: «Wenn ein einziges Weibchen in die Kulturen gelangt, gibt es einen explosionsartigen Anstieg. Sie kann zwischen 200 und 400 Eier legen.» Den Massenfang habe er 2013 schon probiert, er habe nichts genützt. «Nur das eine dumme Prozent geht in die Falle, die restlichen 99 an die Früchte», bilanziert er. Stattdessen werde er Kalk spritzen – dies habe sich im Rebbau bewährt – und im schlimmsten Fall Insektizide.

 

#Kirschessigfliege