Aktuelles

Den Wissens-Transfer Stärken

Die Deutschschweizer Winzer erwirtschaften pro Jahr um die 400 Millionen Franken. Im Vergleich zur Fläche ein immenser Wert. Immer auch in jahrzehntelanger enger Verbindung mit der Forschungsanstalt und der Hochschule in Wädenswil. Nun soll das neu gegründete Weinbauzentrum Wädenswil die Branche mit praxisnaher Forschung unterstützen. 

Seit 128 Jahren kommen aus dem Wädenswiler Institut unentbehrliche Forschungsergebnisse und ausgefeilte Hinweise für die Praxis. Wädenswil zeichnete sich immer schon durch eine vorbildliche Mischung dieser beiden Arbeitsgebiete aus. Aber nicht nur im Weinbau, sondern auch für die gesamte weitere Palette des Obst- und Gartenbaus. Ausbildung wie auch Weiterbildung gehörten gleichermassen dazu. Erster Direktor war im Jahr 1891 Prof. Hermann Müller-Thurgau, dessen Name immer noch sprichwörtlich in aller Munde ist. Leider wurden mit den Jahren Mittel und Ressourcen drastisch gekürzt. So weit, dass die Schliessung die unumgängliche Konsequenz schien. Schluss mit dem Wissenstransfer aus Wädenswil für Deutschschweizer Winzer und Weinbauern. So die damaligen Fakten.

Die Sonne scheint wieder

Die Weinbranche erkannte sehr schnell, wie wichtig eine in der Region verwurzelte Forschungs- und Wissensbasis ist. Weinmachen ist immer auch eine Sache über Generationen. Fraglos ist das ohne Unterstützung durch ein Wein- bauinstitut nur schwer möglich. Alleine schon der allgegenwärtige Klimawandel bringt in allen Bereichen des Weinmachens gewaltige Herausforderungen mit sich.

Man bündelte also die Kräfte und es entstand der Verein «Weinbauzentrum Wädenswil» zur Förderung des Deutschschweizer Weinbaus. Ein Quartett aus Agroscope, Strickhof, Branchenverband Deutschschweizer Wein und ZHAW gründete den Verein. Hinzu kamen eine Gastrofachschule und das Weinbaumuseum Au. Zudem unterstützten der Verein Publikationen Spezialkulturen und die «Zeitschrift für Obst- und Weinbau» den Verein tatkräftig. Somit zogen altbewährte Kräfte und neue Institutionen an einem Strang.

Los geht’s

«Der Neuanfang ist auf den Januar 2018 gelegt, die Einarbeitung begann für mich jedoch schon weit im alten Jahr», so der neue Geschäftsführer Peter Märki. Bis Ende 2017 blieb der Verein aktiv, danach übernahm das WBZW die Leitung. Peter Märki erklärt, die neuen Strukturen und Aufgaben werden sich eng an den aktuellen Bedürfnissen der Deutschschweizer Weinbranche orientieren. Märkte wie auch Weingüter verändern sich heutzutage zunehmend schneller. Sich darauf einzustellen und mit den passenden Massnahmen zu reagieren sind fundamental wichtige Aufgaben der Branche. Und genau hier wird das Weinbauzentrum Wädenswil (WBZW) eine zentrale Rolle einnehmen. Mit den bisherigen Partnern Agroscope, ZHAW und dem Bildungszentrum Strickhof bleibt man eng verbunden.

Peter Märki fügt hinzu: «Zukünftig wird das WBZW jedoch weniger Grundlagen-, daür umso mehr Anwendungsforschung betreiben. Also den Fokus deutlich auf die Praxis draussen legen. Die zukünftigen Aufgaben und die Struktur des WBZW gliedert sich in vier Schwerpunkte auf. Da ist einmal der Strukturwandel und die weitere Anpassung der Weinbaubetriebe an diesen. Im Bereich nachhaltige Produktion forscht das WBZW nach Methoden, um den ökologischen und ökonomischen Entwicklungen begegnen zu können. Beim Thema Wein als Kulturgut wird die optimale Positionierung der Weinbaubetriebe in diesem Bereich angestrebt. Faktisch wird also eine Brücke zum Konsumenten geschlagen. In der heutigen Zeit immer wichtiger sind Wein- marketing und Digitalisierung. Um Produkte den Kundenbedürfnissen anpassen zu können, sind die Bereiche Marketingkonzepte und Digitalisie- rung wichtige Bausteine.»

Diese vier Schwerpunkte werden in den drei Geschäftsbereichen Weinbau & Önologie, Labor & Analytik und Wissenstransfer bearbeitet. Die Deutschschweizer Weinbranche hat nun mit dem Weinbauzentrum Wädenswil nicht nur einen verlässlichen, sondern auch einen auf der Höhe der Zeit agierenden Partner auf ihrer Seite. Es kann losgehen. 

 

Peter Märki, Geschäftsführer Weinbauzentrum Wädenswil

Herr Dr. Peter Märki, 54 Jahre, wohnt in Stäfa und ist Dipl.-Ing. Agr. ETH. In seiner Doktorarbeit beschäftigte er sich mit der Schweizer Agrarpolitik und den internationalen Herausforderungen. Er verfügt über langjährige Erfahrung im Agrarbereich, war Sortimentschef für Früchte, Gemüse, Blumen bei der Migros. Danach arbeitete er als Einkaufsdirektor für Aldi Suisse. In den letzten Jahren war er als selbstständiger Unternehmensberater im Nahrungsmittelsektor tätig. Parallel dazu begleiteten Weinprojekte seine ganze Karriere.