Das Obwaldner Weinjahr ist besser als befürchtet
- Mittwoch 22 November 2017
Das Weinjahr 2017 geht als ein spezielles in die Annalen ein. Im April zerstörte Bodenfrost einen Grossteil der Knospen, der Sommer zeigte dann aber Erbarmen. In Obwalden gibt’s einen guten Jahrgang.
Die Bilder waren eigentlich zu schön für die tragische Situation. Frostkerzen sollten im vergangenen April die Rebberge in der Schweiz vor den prognostizierten nächtlichen Minustemperaturen schützen. Genützt hat’s bekanntlich nicht viel. Die Rebstöcke froren trotz der wärmenden Flämmchen des Kerzenlichts vor sich hin und nahmen früh im Jahr Schaden.
Vorausgegangen waren warme Temperaturen im März und Anfang April. So warm, dass die Reben früh austrieben, wie Peter Krummenacher, Weinproduzent in Kägiswil, sagt. «Entsprechend optimistisch waren wir, dass es ein gutes, langes Weinjahr wird.» Doch die Vorfreude währte nicht lange. Die kalten Temperaturen in den Nächten um den 20. und 27. April führten zu einem raschen Stimmungsumschwung bei den Weinproduzenten. Bis zu minus 6 Grad kalt wurde es: «Dieser Frost war verheerend.» 90 Prozent der Knospen von Peter Krummenacher verfroren. «Wir befürchteten, dass ein grosser Teil der Ernte vernichtet ist.» Ein Schock, so früh im Jahr.
Auch Südeuropa kämpfte mit kalten Nächten
Das Phänomen beschränkte sich nicht nur auf Obwalden oder die Schweiz, wie der einzige Obwaldner Weinproduzent und Präsident des Zentralschweizer Weinbauvereins weiter erklärt. «Ganz Europa war vom Frost betroffen.» Auch französische, italienische, österreichische und ungarische Weingüter hätten grosse Probleme mit den kalten Nächten gehabt.
Doch die warmen Temperaturen kehrten irgendwann zurück, auch in Obwalden. «Der ganze Sommer war überdurchschnittlich warm, weswegen wir relativ früh ernten und bei guter Qualität ablesen konnten», führt Peter Krummenacher aus. Seine Ernte betrug etwa 60 Prozent derjenigen von normalen Jahren. Zudem war gemäss Krummenacher die Qualität der Trauben gut. «Entsprechend bin ich heute mehr als zufrieden mit dem Wein und auch dem Weinjahr.»
Ein Ertrag von knapp 5,5 Tonnen Trauben
Peter Krummenacher konnte im Herbst auf seiner 1? Hektaren grossen Rebfläche in Kägiswil und Sarnen knapp 5,5 Tonnen Trauben lesen. Das entspricht etwa 5000 Flaschen Wein. Bei einem Vollertrag sind auf seinem Weingut, welches das einzige professionell betriebene im Kanton Obwalden ist, rund 8500 Weinflaschen normal.
Das «Malheur» der kalten Nächte, wie es der Obwaldner ausdrückt, sei für ihn zu verkraften, weil der Wein von 2017 erst in etwa zwei Jahren verkauft werde. «Wenn es von einem Jahrgang mal weniger Flaschen gibt, können wir damit umgehen, weil wir ja auch noch die anderen Jahrgänge verkaufen.»
So steuert das Weinjahr 2017 nach den tragisch-schönen Kerzenlichtern im Frühjahr doch noch auf ein einigermassen versöhnliches Ende mit einem guten Jahrgang zu.