Wintereinbruch sorgt bei Berner Weinbauern für Schäden
- Samstag 22 April 2017
Mit Feuer und Wasser haben die Berner Winzer der Kälte getrotzt – Schäden gab es trotzdem. Noch schlimmer erging es den Kollegen am Mont Vully.
Der Wintereinbruch mitten im Frühling fordert Opfer. Am Mont Vully sind grosse Teile der jungen Rebtriebe erfroren. Die Freiburger Winzer gehen von Ausfällen bis zu 90 Prozent aus, wie die «Freiburger Nachrichten» berichten. Doch wie erging es den Berner Bauern, deren Rebberge nur wenige Kilometer vom Mont Vully entfernt liegen? Der «Bund» hat nachgefragt. Einer der Winzer ist Lorenz Hämmerli aus Ins. Der junge Bauer holte sich im letzten Jahr den ersten Preis bei der Verleihung des Berner Staatsweins.
Um die Pflanzen zu schützen, entzündete er in der kältesten Nacht gemeinsam mit einem befreundeten Winzer im ganzen Rebberg Feuer. Dies nach 3 Uhr früh, wenn es richtig kalt wurde. Dadurch konnte die Luft erwärmt werden. Zusätzlich hat er einen Teil der Reben mit Sprühregen bewässert. Der feine Wassernebel gefror auf den Pflanzen und schützte so die Triebe. Denn während gefrorenes Wasser null Grad Celsius kalt ist, kühlte die Luft viel stärker ab. Gleichwohl konnte Hämmerli nicht allen Schäden vorbeugen. Auf rund 30 Prozent seiner 7 Hektaren Weinland sind durch die für die Jahreszeit äusserst ungewöhnliche Kälte Schäden entstanden. Hämmerli schätzt den Ertragsausfall auf rund 10 Prozent. Wieso kam er glimpflicher weg als die Kollegen vom Mont Vully? Dort habe es kurz geregnet, erklärt Hämmerli den dortigen Ernteausfall. «Kurze Regenschauer in Kombination mit der Kälte sind Gift für die Pflanzen.»
«Der Klimawandel ist schuld»
Bereits im letzten Jahr hatte Hämmerli mit Bodenfrost zu kämpfen. «Zuvor gab es 30 Jahre lang keine solche Situation», sagt Hämmerli leicht hadernd. Er hat den Weinberg erst vor kurzem übernommen. Einen Schuldigen kennt er: den Klimawandel. Bereits im Februar und März war es sehr warm. «Dadurch trieben die Reben zu früh aus», so Hämmerli. Er schätzt, dass die Vegetation einen Vorsprung von drei Wochen hat. Umso verheerender wirkt sich deshalb der Frost im Frühling aus.
Doch was passiert nun mit den Reben, deren Triebe eingefroren sind? Gemäss Hämmerli befinden sich die Rebstöcke nun in einer Art Schockzustand. In knapp zwei Wochen trieben sie dann aufs neue aus. Wenn der Frühling feucht sei, bildeten sich wieder Trauben; bei einem warmen, trockenen Frühling aber nur noch Laub. Das wirke sich auf die Weinmenge, jedoch nicht auf die Qualität der Weine aus. Anders wäre dies bei Frost im Herbst; dieser trete aber extrem selten auf.
Glück am Bielersee
Mehr Glück hatten die Winzer am Bielersee, wo der nahe See klimatisch mässigend auf die Temperaturen einwirkt. So sagt der Ligerzer Biowinzer Bruno Martin auf Anfrage, er habe überhaupt keine Ausfälle. Nur an den obersten Lagen seien einige ganz junge Rebstöcke leicht betroffen. Um das Risiko von Ernteausfällen abzudämpfen, plant deshalb auch der Inser Hämmerli, einen zweiten Weinberg an einem Standort mit Seelage zu übernehmen.
Doch in diesem Jahr ist die Gefahr noch nicht ganz vorbei. Für kommende Woche sind wieder winterliche Temperaturen angekündigt. Das bedeutet nicht nur für die Reben Stress: Bei solchen speziellen Ereignissen könne er vor Stress die ganze Nacht nicht schlafen, sagt Hämmerli. «Dann bin ich wie auf Gufen.»