Thurgauer Weinbranche am Abgrund
- Samstag 20 Mai 2017
2017 wird es nur wenig Thurgauer Wein geben. In den Reben sind die meisten Blütentriebe erfroren. Stellenweise muss sogar mit einem Totalausfall gerechnet werden.
In den Kantonen Thurgau und Schaffhausen sind in den letzten Aprilnächten 80 bis 90 Prozent der Hauptknospen in den Reben abgestorben. Rebbaukommissär Markus Leumann spricht von einem Jahrhundertfrost, den die ganze Weinbranche vor eine grosse Herausforderung stellt. Letztmals hätten die Rebbauern der beiden Kantone im Jahr 1957 ein solch gravierendes Schadensausmass zu beklagen gehabt.
Die Kunden sind da, doch das Produkt fehlt
In den Kassen der Thurgauer Winzer wird in diesem Jahr Geld fehlen. «Vor allem bei Selbstkelterern, die hauptsächlich vom Verkauf ihres eigenen Weins leben, dürfte dieses Jahr zu einer grossen Herausforderung werden», sagt Leumann. Aufgrund der sich anbahnenden Lieferengpässe stehe nun der in den letzten Jahren erarbeitete gute Name einiger Thurgauer Weine, die mittlerweile als Geheimtipp gelten, auf dem Spiel.
«Ist man nicht auf dem Markt, so ist man auch nicht im Gespräch und erst recht nicht beim Kunden.» Wenn das Produkt fehle, bestehe die Gefahr, dass jahrelange Kunden verloren gehen, weil sie auf ausländische Weine ausweichen müssen.