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Weinbauern brauchen künftig ein Kerzenlager

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PhilippWyss
Die kalten Nächte haben bei den Winzern im Churer Rheintal erhebliche Schäden verursacht. Der Kampf gegen die Natur scheint schwierig, aber nicht aussichtslos.

Die Weinbauern im Churer Rheintal haben eine einigermassen ruhige Nacht hinter sich. Erstmals seit Donnerstag fielen die Temperaturen nicht unter null Grad. In den beiden Nächten zuvor schützten die Winzer ihre Reben teils mit Frostkerzen und anderen Feuermaterialen. Dennoch sind zahlreiche Blüten erfroren und teils erhebliche Schäden entstanden.

Nicht alle Winzer wollten oder konnten rechtzeitig (genügend) Frostkerzen anschaffen. Doch genau das wird künftig nötig sein. «Wir Weinbauern werden uns ein Lager mit Frostkerzen anschaffen müssen. Wenn wir sie brauchen sind sie effektiv und wenn nicht, dann können wir sie über Jahre lagern», so Andrea Davaz von der Firma Von Salis, dem grössten Einkellerer im Kanton. Aber auch für kleinere Winzer sei die Anschaffung von Frostkerzen machbar.

Die Winzer bluten

Keine Frostkerzen eingesetzt hat das Weinhaus Cottinelli in Malans. Grossflächig sei das fast nicht möglich. Und zudem seien sie ein grosser Kostenpunkt, sagt Gaudenz Thürer von Cottinelli. Eine Frostkerze kostet gut zehn Franken. Pro Hektare werden für einen effektiven Schutz mindestens 200 Frostkerzen empfohlen. Das macht 2000 Franken pro Hektare. Aber auch der Ausfall kommt die Winzer teuer zu stehen.

Teurer ist eine seit diesem Jahr abschliessbare Versicherung. Laut Davaz kommt eine solche aber auf 3000 bis 4000 Franken zu stehen – pro Hektare, wie er offerieren liess.

Fehlende Frostruten

Einen ebenfalls recht effektiven und kostengünstigen Schutz ist weiter eine Frostrute stehen zu lassen. Das ist ein Trieb aus dem Vorjahr, der im Frühling nicht an den Draht einer Rebanlage gebunden, sondern gerade in die Höhe stehengelassen wird. Friert ein Teil der Geschosse am für das Rebjahr vorgesehenen und an den Draht angebundenen Trieb ab, bleibt eine Art Reserve. Diese kann laut Davaz im Idealfall einen Teil des Schadens kompensieren. Wird er nicht gebraucht, kann er später geschnitten werden – im Idealfall aber erst nach den Eisheiligen. Das bedürfe etwas Arbeit, aber in dieser Phase stehe diese zur Verfügung, ist Davaz überzeugt. 

Ebenfalls effektiv ist das Mähen des Grases, wie es in den Wingerten von Cottinelli geschehen ist. Laut Thürer sagt, wurde der grösste Teil der Rebberge gemäht, damit die kalte Luft abfliessen konnte.

Neue Varianten im Test

Eine Benetzung der Rebblüten, wie das teilweise im Obstbau geschieht, macht nur Sinn, wenn die Reben bereits Blätter gebildet haben, an denen das Wasser haften und daraus Eis gebildet werden kann. Die dünne Eisschicht schützt dann die Blüte. Aber auch dieses Verfahren ist aufwändig und teuer.

Und dann gibt es an den kommenden Versammlungen der Bündner Weinbauvereinigungen eine weitere Methode, die diskutiert werden dürfte: Das «Beheizen» von Weingärten mit Gas. Mittels einem Warmluftgebläse wurden zu Testzwecken in Fläsch Reben auf 7000 Quadratmeter «geheizt». Dies kann jedoch nur in Zusammenarbeit mehrere Winzer gemacht werden. Ein Fazit zum Versuch steht noch aus. Fest steht aber, die Winzer sind gefordert. Denn die Abstände der Frostnächte sind kleiner geworden.

Nach einem Frühlingsfrost 1981 und einem Winterfrost 1985 schlug die Kälte 2016 und 2017 zu. Und dies wird nach 2016 einen Einfluss auf den Weinjahrgang 2017 haben.