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Werden die Weine aus der Region St. Gallen unterschätzt?

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Peter Keller
T. Z. aus R. hat kürzlich zwei Weine aus dem Anbaugebiet St. Gallen degustiert: einen Sauvignon blanc von Roman Rutishauser und einen Chardonnay von Marco Casanova. Er sei begeistert gewesen. Wird die Weinregion unterschätzt? Was halten Sie von den Weinen aus den Regionen Walensee und Rheintal?

Sie haben recht: Die beiden genannten Weine können sich mehr als sehen lassen. Wie in den anderen Teilen der Schweiz setzt man auch in St. Gallen zunehmend auf Qualität statt auf Quantität. Wenn von Ostschweizer Weinen die Rede ist, werden fast immer Beispiele aus der Bündner Herrschaft, Schaffhausen oder dem Thurgau genannt. Der Name «St. Gallen» fällt praktisch nie. Das Anbaugebiet ist mit einer Fläche von rund 220 Hektaren relativ klein. Im St. Galler Rheintal, im Sarganserland, am Zürichsee und im Fürstenland werden mit einem Anteil von 75 Prozent vorwiegend rote Sorten kultiviert. Blauburgunder gehört zu den Favoriten. Bei den Weissen ist es Riesling × Silvaner. 

Daneben gibt es zahlreiche Spezialitäten, unter anderem auch sogenannt interspezifische Varietäten. Das sind pilzresistente Neuzüchtungen (Piwi-Sorten). Neben Rutishauser und Casanova zählen gewiss das Weingut Gonzen in Sargans, das Weingut Stegeler in Berneck sowie das Weingut Schmidheiny in Heerbrugg, um drei Beispiele zu nennen, zu den Aushängeschildern des Anbaugebiets. Pionier des biologischen Weinbaus ist das Weingut Bosshart + Grimm am Walensee. Es besitzt auch Rebberge in Quinten. Trotz mildem Klima fallen dort häufig Niederschläge. Bruno Bosshart und Romy Grimm entschieden sich daher für den Anbau von pilzresistenten Sorten. Daneben wird aber auch Blauburgunder angepflanzt. Die Weine haben schon in manch einer Blindverkostung sehr gut abgeschnitten. Es lohnt sich also, gelegentlich auch einmal einen Blick nach St. Gallen zu werfen.