Es wird ein guter Jahrgang – trotz Frost und Fliege
- Donnerstag 15 September 2016
In den kommenden Tagen beginnt im Fricktal die Weinlese. Die Winzer erwarten einen qualitativ guten Jahrgang.
Die Winzer in der Region werfen in diesen Tagen einen ganz genauen Blick auf die Trauben in ihren Rebbergen. Hat sie schon zugestochen? Ihre Eier abgelegt? Droht der Ernte im letzten Moment noch Gefahr durch die Kirschessigfliege? «Noch gibt es praktisch keinen Befall», sagt Urs Gasser, Inhaber des Weinbaus Fehr und Engeli in Ueken. Gleich tönt es bei anderen befragten Betrieben.
Gründe dafür gibt es laut den Winzern zwei: einerseits das Schutzmittel Kaolin. Das Gesteinsmehl wird auf die reifenden Früchte gesprüht und hält die weiblichen Fliegen davon ab, ihre Eier abzulegen. Andererseits dürfte auch das Wetter gegen die Fliege wirken.
Die Insekten mögen es feucht und kühl. Die hohen Temperaturen der vergangenen Wochen haben die Vermehrung verlangsamt. «Die Frage ist jetzt, was in den kommenden Tagen passiert», sagt Philip Gallati, Rebmeister im Weingut des Instituts für biologischen Landbau (FiBL) in Frick.
Kommt die Fliege am Wochenende?
Bis Anfang kommender Woche sind die Prognosen nass und mit tagsüber knapp 20 Grad auch einiges kühler. Die Weinbauern spritzen präventiv Kaolin, gerade bei den roten – und bei der Fliege besonders beliebten – Trauben. Denn «erst nach einem Befall zu handeln, ist zu spät», wie Gallati sagt.
Es gelte ausserdem, die Früchte regelmässig zu kontrollieren, sagt Urs Gasser. Legen die weiblichen Fliegen die Eier in die Früchte, bildet sich an den Einstichstellen oft ein Tropfen. «Diese sind gut sichtbar», sagt Gasser.
Auch Gerhard Wunderlin, der in Zeiningen einen Weinbau-Betrieb führt, wird daher die Kontrollgänge in den kommenden Tagen intensivieren. Er hält sich ausserdem auf dem Laufenden, was allfälligen Fliegenbefall im nahen Baselbiet und Süddeutschland betrifft. «Wir hoffen, dass wir so durchkommen», sagt Wunderlin. Notfalls würden die Trauben einige Tage früher als geplant geerntet.
Das wäre ein zweiter Dämpfer für den Winzer. Denn angefangen hat das Jahr bereits mit einem Verlust. Wegen der hohen Temperaturen im April bildeten die Pflanzen früh ihre Triebe aus. Dann kam in der Nacht vom 27. auf den 28. April noch einmal der Frost zurück – und den bekamen alle Weinbauern in der Region zu spüren.
Bei einzelnen Sorten würden bis zu 70 Prozent des Ertrags wegfallen, sagt Urs Gasser. Auch das FiBL und Gerhard Wunderlin haben Schäden zu beklagen. Betroffen waren vor allem die Reben in den tieferen Lagen. So wird es, was die Quantität angeht, ein höchstens durchschnittliches Jahr für die Winzer.
Die Qualität stimmt
Qualitativ hingegen «sehen wir viele ganz positive Tendenzen», sagt Gerhard Wunderlin. Auch hier hat das Wetter in den vergangenen Wochen positiven Einfluss. «Die vielen Sonnenstunden haben den Reifeprozess vorangetrieben», sagt Wunderlin. So zählt er bereits jetzt «zufriedenstellende» Oechslegrade.
In den kommenden Wochen beginnt nun die Lese. Einige frühe Sorten werden derzeit schon geerntet. Ab kommender Woche folgen die meisten weissen Trauben, die roten Trauben dann Mitte Oktober. Bis dahin wünschen sich die Winzer vor allem eines: Sonne.