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Schweizer Weinklassiker

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Text: Chandra Kurt, Foto:Gian Vaitl

Aus Chandras Weinküche

Schweizer Wein ist ein önologisches Juwel. Obwohl die Schweiz ein ganz kleines Weinland ist, verfügt sie über eine hervorragende Weinkultur, aus der qualitativ hochstehende und einzigartige Weine produziert werden.

Ich musste manche Weinreise ins Ausland absolvieren und auch viele Stunden in entfernte Weindestinationen fliegen, um zum Schluss zu kommen, dass der Schweizer Wein ein Bijou ist und die Schweiz unter den globalen Weinregionen eine starke Position einnimmt. Die Schweizer Weine sind qualitativ hochstehend, «gesund» produziert, vielfältig in der Aromatik und sehr «süffig». Mir ist aufgefallen, dass wir diese Tatsachen viel zu wenig kommunizieren – national wie international. Aber manchmal ist es wahrscheinlich auch gut, nicht zu wissen, auf was für einem Schatz man sitzt, zumal man sonst die Natürlichkeit im Umgang mit ihm verlieren könnte. Schweizer Weine sind wirklich ein echtes Juwel innerhalb der globalen Weinwelt.

Sechs offizielle Weinregionen

Es ist schwierig, für den Schweizer Wein eine allgemein gültige Definition zu finden, denn allein schon die drei grossen Sprachregionen der Schweiz (deutsch, französisch und italienisch) haben punkto Genuss und Konsum nicht nur drei Lebenskulturen, sondern auch drei Weinkulturen entstehen lassen. Auch die rätoromanische Schweiz hat ihre eigene Lebens- und Weinkultur. Als ein Land des Konsenses – oder zumindest der Konsenssuche – strebt die Eidgenossenschaft nach Präzision und hoher Qualität.

In der Schweiz werden knapp 15000 Hektaren Reben kultiviert, was flächenmässig etwa der Hälfte der französischen Champagne und 0,2 Prozent der globalen Rebfläche entspricht. Fast in allen 26 Kantonen sind Reben anzutreffen – hier etwas mehr und dort etwas weniger. Das Land ist in sechs offizielle Weinregionen unterteilt, die nach der Grösse geordnet sind: Wallis (5113 Hektaren), Waadt (3838 Hektaren), Deutschschweiz (2593 Hektaren), Genf (1297 Hektaren), Tessin (1065 Hektaren) und die Region der drei Seen (940 Hektaren). Knapp 60 Prozent der Schweizer Rebfläche ist mit roten Rebsorten bestockt. Nummer eins ist mit 4450 Hektaren der Pinot noir (Blauburgunder), gefolgt von Gamay, der im Genfer Weingebiet und im Waadtland den ersten Platz einnimmt, und dem Merlot, der vor knapp 100 Jahren im Tessin eine zweite Heimat gefunden hat. Bei den Weissweinen ist der Chasselas (4013 Hektaren) Nummer eins – gefolgt von Müller-Thurgau (Riesling Sylvaner) und Chardonnay.

Über eine Million Hektoliter

Dass Schweizer Wein sehr gut ist, wissen wir eigentlich genau – denn wir gehören zu den ganz wenigen Ländern, in denen die Einwohnerschaft praktisch ihre ganze Weinproduktion selber trinkt: Von den jährlich rund 1,07 Millionen Hektolitern Schweizer Wein werden rund 95 Prozent im Land selber konsumiert. Zusätzlich wird noch etwas mehr als die eigene Jahresproduktion importiert, was die Schweiz zu einem äusserst weinaffinen Land macht. Der Weinkonsum beläuft sich auf jährlich rund 38 Liter pro Kopf. Kurz: Die Schweizer lieben Wein – auf unterschiedliche Art und Weise.

Schweizer Rebsorten

 

  • Fendant: Im Wallis produzierter Chasselas heisst Fendant. Im Kanton Waadt sind die Chasselas-Weine mit dem jeweiligen Namen des Dorfes oder der Region bezeichnet (Aigle, Féchy, Dézaley etc.).
  • Dôle: Walliser Rotwein. Damit ein Wein so bezeichnet werden darf, muss er zu 85 Prozent aus den Sorten Pinot noir und Gamay bestehen, wobei der Pinot dominieren muss. Es gibt auch Winzer, die für ihren Dôle nur Pinot noir verwenden. Neuerdings werden auch andere Traubensorten wie etwa Syrah als Ergänzung verwendet.
  • Dôle blanche: Walliser Rosé aus den Sorten Pinot noir und Gamay.
  • Oeil de perdrix: Schweizer Rosé aus Pinot noir. Darf in der ganzen Schweiz produziert werden.
  • Federweisser: Aus roten Trauben vinifizierter Weisswein. Auch als Blanc de noir bekannt. Ein historischer Wein, der heute noch vereinzelt anzutreffen ist.
  • Müller-Thurgau: Ist ein anderer Name für Riesling Sylvaner.
  • Pinot noir: Ist ein anderer Name für Blauburgunder.