Aktuelles

OIV 2019 - «Eine grossartige Gelegenheit, die man ergreifen sollte»

Quelle /
Véronique Zbinden, Photo: Patrick Gillièron

Um die 660 Delegierten, Önologen oder Wissenschaftler aus 47 Ländern werden nächste Woche in Genf Fragen der Zeit aufwerfen, wie die des Klimawandels. Dies wird die 42. Ausgabe des Weltkongresses für Rebe und Wein sein. Interview der Präsidentin des Organisationskomitees, Simone de Montmollin.

Beschwört der Weltkongress für Rebe und Wein eine Sitzung der UNO herauf?

Man kann ihn tatsächlich mit einer UNO des Weins vergleichen, wo alle Regeln der Produktion und des Schutzes der Konsumenten diskutiert und abgeglichen werden. Die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) ist eine zwischenstaatliche Organisation, die jedes Jahr diesen Kongress veranstaltet. Die OIV vereint 47 Mitgliedsländer und repräsentiert 85% der Weinbaufläche auf internationaler Ebene, aber auch 80% der Konsumenten auf der Welt. Sie hat ihren Sitz in Paris und arbeitet eng mit dem Codex Alimentarius zusammen, einem Konzept der FAO ( Nahrungsmittel- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen), die eine Aussenstelle in Genf hat. Es ist interessant zu bemerken, dass die OIV gleichzeitig die grössten Produzenten (mit Ausnahme der USA) und zahlreiche andere Länder repräsentiert, die keinen Wein produzieren, aber trotzdem ihre Stimme als Konsumenten erheben möchten, wie die nordischen Länder. Dieser Kongress hatte zum letzten Mal 1977 in der Schweiz stattgefunden.

Was steht auf dem Spiel und welche Themen werden behandelt?

Die Eröffnungskonferenz, die dem Publikum gratis und zum ersten Mal zugänglich ist, wird sich mit dem Thema der nachhaltigen Produktion und den Intrants (Anm. d. R.: Mittel, die im Weinberg und bei der Weinbereitung benutzt werden). Genereller werden während der ganzen Woche mehr als 600 Delegierte, Wissenschaftler und Önologen Ihre Forschungen im Zusammenhang mit den Ressourcen und Neuerungen vorstellen. Die angesprochenen Themen können nach den vier Kommissionen der OIV klassifiziert werden: Weinbau, Önologie, Wirtschaft und Recht, Gesundheit und Sicherheit. Ungefähr 200 Vorträge sind vorgesehen, sowie auch kürzere Reden. Am Ende der Woche wird die Generalversammlung der OIV eine gewisse Anzahl an Beschlüssen bestätigen.

Welches Image haben unsere Weine im Ausland? Wo situiert sich die Schweiz im internationalen Vergleich?

Die Schweizer Weine haben bei den internationalen Wettbewerben viel Erfolg. Sie sind von hoher Qualität, aber ihre Sichtbarkeit ist begrenzt, denn man findet sie wenig auf den ausländischen Märkten mit 1% an Exporten. Dieser Kongress ist eine hervorragende Gelegenheit unsere Weine bekannt zu machen und das Bild der Schweiz zu fördern. Die Teilnehmer besichtigen die sechs Weinbauregionen und werden auch der Veranstaltung Fête des Vignerons beiwohnen. Dabei muss man natürlich bescheiden bleiben, denn die Schweizer Weinberge repräsentieren 15000 Hektar, dass heisst die Hälfte des Burgunds. Im globalen Massstab zählt man 7,4 Millionen Hektar an Weinbergen. China liegt nun auf Rang zwei, hinter Spanien und vor Frankreich...

Und was die Forschung und Neuerungen  betrifft?

Obwohl die Schweiz ein kleines Land ist, ist sie sehr präsent und wird in den verschiedenen Kommissionen wegen ihrer Experten sehr geschätzt. Ich möchte daran erinnern, dass das Land ab den 70er Jahren der Pionier in der integrierten Produktion gewesen ist, einer Epoche, in der man sich vor allem um die Erträge sorgte; daraufhin hat man viele Anstrengungen unternommen, um eine Methode zu entwickeln, die auf Vorsorge und Alternativen zu den Intrantsbasiert. Die Behandlung einschränken, eine akzeptable Grenze für gewisse Krankheiten bestimmen, ein Gleichgewicht zwischen dem, was die Pflanze vertragen kann und dem erwarteten Ertrag finden, das ist, was von vielen nach dem Beispiel der Schweizer übernommen wurde. Unsere Forschung hat sich auch zur Schaffung von Rebsorten gewandt, die gegen Krankheiten resistent sind, wie der Gamaret und kürzlich der Divico und der Divona.

Die Konsumenten sind extrem sensibel, was die Fragen anbetrifft, die während des Kongresses angesprochen werden: Intrants, Klimawechsel, usw. Wird ihr Standpunkt in Betracht gezogen werden?

Die Befürchtungen der Konsumenten stossen bei dem Kongress auf besondere Aufmerksamkeit, besonders bei der Konferenz am 15. Juli und mit dem Beitrag des Soziologen Gérald Bronner. Es wird viel über jüngste Veränderungen, Mobilität, Klima, Produktionssysteme und nachhaltigen Verkauf gesprochen werden. Eine andere weltbekannte Referenz, Vivian Zufferey vom Agroscope, wird ebenfalls zum Einfluss des Klimas auf die Physiologie der Weinberge Stellung nehmen.

 

Bild: Simone de Montmolin, Önologin und  Präsidentin des Organisationskomitees OIV 2019