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Winzer laufen Sturm gegen neue Abkürzung für Genossenschaften

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Andrea Willimann
«SCoop» ist die französische und italienische Abkürzung für Genossenschaft. Nun wird sie zum Problem: Weinhändler und -produzenten müssten sie auf Weinetiketten verwenden und fürchten einen Marktvorteil für Coop.

Wer in englischsprachigen Medien einen «scoop» landet, hat als Erster eine sensationelle Meldung veröffentlicht. Für einen veritablen «SCoop» hat auch der Bund gesorgt.
«SCoop» ist eine vom Bundesrat festgelegte Abkürzung. Sie steht seit dem 1. Juli 2016 in den drei Landessprachen Französisch, Italienisch und Rätoromanisch für die Firmen-Rechtsform «Genossenschaft»: «Société Coopérative», «Società Cooperativa» oder «Societad Cooperativa».

Bei welschen und Tessiner Weinproduzenten und -händlern sorgt der Bund damit für massiven Ärger. Denn diese befürchten einen Marktvorteil für Coop, wenn sie «SCoop» auf ihre Etiketten schreiben und damit Schleichwerbung für die grösste Weinhändlerin der Schweiz machen würden.
CVP-Nationalrat Romano verlangt Änderung

Konsumenten würden «SCoop» leicht mit der Coop-Gruppe und all ihren Mitgliedsfirmen in Verbindung bringen, meint der Tessiner CVP-Nationalrat Marco Romano (35). Nicht nur in der Weinwelt, so der Präsident des Branchenverbands Schweizer Reben und Weine. Betroffen seien auch der Banken- und Versicherungssektor.
Doch für die Winzer wird das Problem durch eine neue Getränke-Verordnung verschärft. Sie verlangt seit Mai 2017, dass der Name sowie die Adresse der Produzenten, Abfüller, Importeure oder

Verkäufer auf den Etiketten stehen müssen.

Für die Winzer und Weinhändler ist das der berühmte Tropfen zu viel, der ihre Fässer zum Überlaufen bringt. Romano verlangt vom Bundesrat, die Änderung der Abkürzung. «SCoop» sei irreführend. Die entsprechende Motion hat er vergangene Woche in Bern eingereicht.
Alternativen sind gesucht

Als mögliche Alternativen schlägt Romano die Abkürzungen «SCo» oder «SC» vor. Das würde aber laut Bund zu neuen Schwierigkeiten führen. «Viele Abkürzungen sind besetzt und können nicht einfach verwendet werden», erklärt Samuel Krähenbühl, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Eidgenössischen Amt für das Handelsregister.
Der Tessiner CVP-Nationalrat Marco Romano schlägt als mögliche Alternativen die Abkürzungen «SCo» oder «SC» vor.

So steht SC, eine von Romanos Alternativen, auf der Liste der geschützten Abkürzungen der Uno. Laut der internationalen Organisation steht SC für «Stockholm Convention» – ein globales Übereinkommen über dauerhafte organische Schadstoffe. Fragt sich, ob diese Verbindung eher im Sinne der Winzer ist als mit Coop verwechselt zu werden.

Die grossen Genossenschaften wollen mithelfen

Das Amt macht zudem darauf aufmerksam, dass keine Genossenschaft zur Abkürzung gezwungen ist. Die Angabe der Rechtsform dürfe ausgeschrieben und in Gross- oder Kleinschreibung aufgenommen werden. Die einmal im Handelsregister eingetragene Version ist allerdings verpflichtend.

Die grossen Schweizer Genossenschaften, die sich in der IG Genossenschaftsunternehmen (IGG) organisiert haben, verwenden die Abkürzung nicht. Dies zeigte eine Umfrage unter den Mitgliedern, zu denen Migros, Fenaco, Raiffeisen oder die Mobiliar, nicht jedoch Coop gehören. «Wir helfen aber gerne mit, eine tragfähige Lösung zu finden», so IGG-Präsident Werner Beyer (70).
Coop selbst schweigt: «Wir sind in diesem Zusammenhang nicht in Kontakt mit dem Handelsregister und können uns daher dazu auch nicht äussern», schreibt Mediensprecherin Yvette Petillon.