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Was vom Hagelgewitter übrig geblieben ist

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Céline Rüttimann
Berner Winzer können heuer früher ernten, doch es gab teils grosse Hagelschäden.

Frost sorgte im Frühling bei den Berner Winzern für erfrorene Rebtriebe, nun können die Weintrauben bereits einen Monat früher geerntet werden als üblich. Verantwortlich dafür ist der heisse und trockene Sommer. Allerdings sind gravierende Schäden durch Hagelgewitter zu beklagen. Was bedeuten diese Verhältnisse für die Weinbauern?

Man merke schon einen Unterschied im Geschmack, wenn die Frühsorten eine relativ kurze Reifezeit gehabt hätten, sagt der Winzer Lorenz Hämmerli aus Ins. «Das Aroma kann durchaus weniger ausgeprägt sein.» Die Temperaturen seien für die frühen und normalen Sorten günstig gewesen. «Schon ein paar Grad mehr haben enorme Auswirkungen auf die Reifgeschwindigkeit», sagt er. 

Hämmerli hatte im Frühling mit dem Kälteeinbruch zu kämpfen. Die Reben hätten sich aber sehr gut erholt. «Wir haben nur wenig Ernteeinbussen.» Nun könne die Ernte der frühreifen Sorten bereits Anfang September beginnen statt im Oktober. Das komme nicht oft vor, sagt Hämmerli. Er stelle fest, dass die Sommer immer heisser würden. Der Nachteil seien dabei die heftigen Gewitter. Hämmerlis Parzellen blieben diesen Sommer relativ unversehrt. 

Hagelgewitter verursachten bis jetzt nur etwa einen Verlust von zehn Prozent. «Wir haben viel Glück gehabt.» Was jetzt noch kommen könne, das sei Frost im Herbst, fügt er hinzu. Aber das sei sehr selten. Zudem sei die Gefahr von Frostschäden geringer, da die Ernte heuer ja frühzeitig beginne.

Hohe Schäden in Erlach

Weniger Glück hatte Familie Stettler aus Erlach. Die Gesamtschäden an ihren Reben belaufen sich auf rund 50 Prozent. Zuerst setzte der Wintereinbruch im April den Reben zu. Dann zerstörten sommerliche Hagelgewitter noch den Rest der Rebtriebe, die nicht dem Frost zum Opfer gefallen waren. «Wir haben praktisch ein Jahr umsonst gearbeitet», sagt Ursula Stettler enttäuscht. 

Solche extremen Situationen erlebten sie zum Glück nur selten. Innert Minuten seien die Früchte zerstört gewesen. Nur rund die Hälfte der Reben seien durch Hagelschutznetze geschützt. An diesen Stellen seien die Schäden nur gering ausgefallen. Bei den restlichen Reben wurden teilweise nicht nur de Früchte, sondern auch die Pflanzen beschädigt. Deshalb rechnet die Winzerfamilie mit Folgeschäden für das nächste Jahr. Die Stöcke neu zu pflanzen, komme kaum in Frage, weil das viel zu teuer sei. 

Eine Lösung wäre, alle Rebstöcke abzudecken. «Aber das ist finanziell kaum machbar», sagt sie. Zwar zahle die Versicherung einen Betrag an den Schaden, aber das reiche längst nicht aus, um ihr verlorenes Jahreseinkommen auszugleichen. Die Weine teurer zu verkaufen, komme auch nicht in Frage, da die Konkurrenz zu gross sei. Falls keine neuen Hagelstürme mehr über Erlach hinwegziehen, werden die übrigen Trauben ab September geerntet.

Zunehmend heissere Sommer

Von Frost und Hagel weitgehend verschont geblieben sind die Parzellen des Winzers Peter Feitknecht aus Twann. Dass die Weintrauben dieses Jahr viel früher geerntet würden, habe keine nennenswerten Auswirkungen auf die Qualität des Weins, sagt Feitknecht. Ob der Wein ein anderes Aroma haben wird, wisse er noch nicht. Hat er Probleme, frühzeitig Erntehelfer zu finden? «Überhaupt nicht», sagt er. Er bekomme sogar Anfragen von Leuten, die gerne helfen wollten. Zudem packe auch immer die Familie mit an. 

Werden die Winzer in Zukunft immer öfter mit solchen Wetterverhältnissen rechnen müssen? Zwar seien die Temperaturen nicht vergleichbar mit dem Rekordsommer von 2003, dennoch sei 2017 bis jetzt der drittheisseste Sommer seit Messbeginn, sagt Stephan Bader, Klimatologe von Meteo Schweiz. Die Sommer würden zunehmend heisser. Dadurch nähmen auch die Gewitter zu. Zwar kühle es diese Woche ab, dennoch könne nicht ausgeschlossen werden, dass der August erneut hohe Temperaturen mit Gewittern mit sich bringe, sagt Bader.