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Seit 50 Jahren gibt's den Saffergärtler-Wein aus dem Luzerner Seetal

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Ernesto Piazza

Die Weinbaugenossenschaft Saffergarten in Altwis hat ein Stück Seetaler Kultur wieder zum Leben erweckt. Nun hat sie Grund zum Feiern.

Soeben haben die Saffergärtler ihre letzten Trauben geschnitten. Der Jahrgang 2019 – zumindest was die Lese betrifft – ist in trockenen Tüchern. «Auf diese Momente warten wir immer ungeduldig. Sie sind ein Höhepunkt im Rebbaujahr», sagt Fred Elmiger (77). Der rüstige Rentner gehört seit den Anfängen der Weinbaugenossenschaft Saffergarten in Altwis an. Und das ist immerhin schon ein halbes Jahrhundert.

Vor 50 Jahren sei er der Jüngste gewesen. Damals habe man keine Erfahrung gehabt, erinnert sich Elmiger. Der Grund: Ende des 19. Jahrhunderts waren die Reben ausgerissen worden. Heute gibt es wieder rund 15 Betriebe.

Weinbaugeschichte mit verschiedenen Facetten

Das «Pflanzjahr» 1970 war der Startschuss für 4868 Riesling- und 3765 Blauburgunderreben. Die Jahresrechnung wies damals grosse Kosten auf für den Bau der 2,5 Hektaren umfassenden Rebanlage und für die Neubestockung. Von der Luzerner Kantonalbank erhielt die Genossenschaft einen Betriebskredit von rund 56 000 Franken.

Blättert man in der Saffergärtler Weingeschichte weiter, war 1974 beispielsweise von ständigen meteorologischen Wechseln und letztlich viel Fäulnis geprägt. Ein Jahr später zog der grosse Hagel übers Seetal. «Da hatte man noch keine Versicherung», sagt Elmiger. «Sonnenjahre» wechselten mit «Sorgen und Hoffnungen» ab. 1983 war «das Rebjahr des Jahrhunderts», 1998 zeichnete sich mit dem «goldenen Herbst» aus, 2003 herrschte die «Jahrhunderthitze» und das Rebjahr 2011 bleibt als «wärmstes Jahr seit Messbeginn» in Erinnerung.

Der Weinbau gehöre zur Kultur des Seetals, erklärt Fred Elmiger. Und die Saffergärtler besitzen noch rund einen Drittel an Rebenstöcken aus der Anfangszeit. Elmiger – er war auch rund 30 Jahre Präsident der Genossenschaft – hat viel miterlebt und alles überlebt. Der Aspekt Ökologie stellt die Weinbauern stets vor neue Herausforderungen. «Es müssen Sorten gefunden werden, die man mit weniger Pflanzenschutzmittel behandeln kann», erklärt Pius Egli, verantwortlich für Verkauf und Verwaltung bei der Genossenschaft. Da spiele die Wirtschaftlichkeit aber mit eine Rolle. «Man ist nie sicher, ob die Kunden diese Weine goutieren und tatsächlich kaufen.»

Für Egli ist die Ungeduld der Jungen, die heutige Ökobewegung zwar nicht unberechtigt. «Fünf Jahre für eine Veränderung reichen aber nicht. Es braucht eine ganze Generation.» Und auf den Weinbau bezogen sagt er: Man habe eine Sorte beispielsweise für 30 Jahre gesetzt. Eine Änderung bringe wieder Investitionen mit sich. Deshalb beurteilt er den Einsatz von Chemikalien nach dem Grundsatz «so wenig wie möglich, soviel wie nötig.»

Mit dem echten oder falschen Mehltau – einem die Reben befallenden Pilz – haben auch die Saffergärtler zu kämpfen. «Er ist für uns ein grosses Problem», erklärt Alois Locher, Präsident der Genossenschaft. Weiter spricht er von der Kirschessigfliege. Diesen Schädling gelte es im Auge zu behalten. Wobei es schwierig sei, den richtigen Moment zu finden, dagegen vorzugehen und die Mittel hierfür seien beschränkt.

Nach der Lese gehen die Trauben vom Saffergarten einerseits in die Obhut von Peter Schuler vom Weingut Heidegg und andererseits in die Hände von Urs Gasser von Fehr & Engeli, einem Weinbaubetrieb in der Fricktaler Gemeinde Ueken. «Beides sind ausgewiesene Kellermeister», betont Pius Egli. Wobei er auch sagt: «Die Ausbildung zum Önologen hat sich entwickelt. Die Jungen sind experimentierfreudiger.»

Voraussetzungen für guten Jahrgang vorhanden

13 Genossenschafter gehören zum Saffergarten – als Eigentümer oder Pächter. Die Bewirtschaftung während des Jahres – abgesehen von der Traubenlese – erledigt ein sechsköpfiges Rebbergteam unter der Leitung von Noel Huwiler. Rund 16 000 Liter Wein bringt eine durchschnittliche Ernte pro Saison. Beim Rotwein ist der Ertrag 700 Gramm pro Quadratmeter, beim Weisswein 800 Gramm. In den Verkauf gelangen die Produkte Riesling Sylvaner, Blauburgunder und Dornfelder.

Angesprochen auf die Wirtschaftlichkeit redet Fred Elmiger von «einem Hobby und nicht von einem Erwerbszweig». Trotzdem wolle man immer einen zufriedenstellenden Geschäftsabschluss präsentieren. Für den Jahrgang 2019 seien die Voraussetzungen für einen guten Wein vorhanden. «Definitiv wissen wir es aber erst, wenn er in der Flasche ist.»

Zum 50-jährigen Bestehen haben die Saffergärtler einen Blauburgunder Jubiläumswein von gleichaltrigen Reben im Fass. Er wird von Joel Huwiler gekeltert. Die Maische werde diese Wochen jeden Abend mit Füssen gestampft, sagt Egli. Trinkreif ist der Tropfen in anderthalb Jahren.