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Das Weinbauzentrum Wädenswil zieht eine erste Bilanz

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Vor acht Monaten ist das Weinbauzentrum Wädenswil gestartet. Nun ziehen sie ein Zwischenfazit und stellen gleichzeitig ihren neuen Wein vor.

Am 1. Januar dieses Jahres hat das Weinbauzentrum Wädenswil (WBZW) den Betrieb aufgenommen. Diesen Donnerstag, acht Monate nach Geschäftsstart zieht die Geschäftsleitung ein erstes Fazit. 

Rund 40 Unterstützer, Gönner und Weininteressenten finden sich deswegen im Gebäude der WBZW, einem hundertjährigen Backsteingebäude inmitten von Reben, ein «Die ersten Monate waren happig», sagt Peter Märki, Geschäftsführer des WBZW. «Einige meinten, das sei Kamikaze, was wir hier machen», doppelt Kaspar Wetli, Präsident des Verwaltungsrats nach. Damit man diese Aussage verstehen kann, muss zuerst die Vorgeschichte aufgerollt werden, welche zur Eröffnung des Zentrums führte. 

Im Vollbetrieb gestartet 

Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass sich Agroscope, die landwirtschaftliche Forschungsanstalt des Bundes, weitestgehend aus der Weinbranche in Wädenswil verabschieden wird. Daraufhin wurde der Verein «Weinbauzentrum Wädenswil» gegründet mit dem Ziel, Wädenswil als Zentrum des Deutschschweizer Weins zu bewahren. Das Ziel war die drei Bereiche Forschung, Wissenstransfer und Weinbau vorantreiben.

Privatisierte Forschung 

Direkt am Tag der Neueröffnung hat das WBZW mit insgesamt neun Mitarbeitern die Arbeit aufgenommen. «Wir mussten der Branche beweisen, dass wir Leistung erbringen und die angewandte Forschung für die Deutschschweizer Weinbranche erhalten können», sagt Peter Märki. Die Räumlichkeiten der WBZW an der Schlossgasse 8 gehörten zuvor der Agroscope, auch die Gerätschaften konnten sie übernehmen. Die Versuchsbetriebe von Agroscope Wädenswil, wie auch der ZHAW wurden ins neue Weinbauzentrum ausgelagert und die Bereiche Analytik und Labor übernommen. 

Bereits nach kurzer Zeit konnte das WBZW neue Forschungsprojekte in Angriff nehmen. «Unser wichtigster Auftraggeber hier ist aber momentan Agroscope», sagt Märki. Mit ihnen haben sie einen Leistungsauftrag vereinbart. Das WBZW betreibt für den Bund angewandte Weinbauforschung, mit Fokus auf dem Bereich Nachhaltiger Rebbau.

Die Entwicklungen rund um die Zukunft des Agroscope Standort in Wädenswil würden sie deswegen auch mit Argusaugen beobachten, meint Märki. «Gerade deswegen ist es aber auch wichtig, dass wir möglichst selbstständig werden und neue Aufträge an Land ziehen», sagt Märki. Ohne grosse Auftraggeber, wie Bund oder Kanton, werde es aber nicht möglich sein, für das WBZW eine Zukunft im Forschungsbereich zu haben. «Privat Forschung finanzieren zu wollen, ist undenkbar ohne Leistungsauftrag», sagt Märki. Doch trotz der bisher geleisteten Arbeit sei das WBZW noch «ein zartes Pflänzli» wie Kaspar Wetli es nennt. Momentan noch finanziert sich das WBZW unter anderem durch eine Anschubfinanzierung der einzelnen Branchenverbände der Deutschschweiz. Ohne diese Unterstützung wäre der Start in die Privatisierung vermutlich einiges schwerer gefallen. 

Die Bereiche Forschung und Wissenstransfer sollen in den kommenden Monaten und Jahren ausgebaut und vergrössert werden. Ein weiterer Punkt ist auch die Digitalisierung und Robotisierung des Rebbaus. Ein grosses Thema sei auch die Nachhaltigkeit. «Wir wollen Instrumente finden, damit der Rebbau in Zukunft mit weniger Pflanzenschutzmittel auskommen kann.», sagt Wetli. Hoffnung machen vor allem neue pilzwiderstandsfähige Sorten, die aktuell in Wädenswil geprüft werden.

Zukunft abhängig vom Wein

Können sie alles schaffen, was sie sich vorgenommen haben? «Ich glaube, ja», sagt Peter Märki. «Wichtig ist, dass wir in den kommenden Jahren genug Wein verkaufen.» Denn dies werde in Zukunft eine wichtige Einnahmequelle sein. 

Aus den Trauben der drei Versuchsbetriebe in Wädenswil Schloss, Halbinsel Au und Stäfa kreierten die WBZW Mitarbeiter die neue Hausmarke «Dreistand» mit insgesamt sechs verschiedenen Flaschen. Von ihm hängt also nun die Zukunft des WBZW ab. Doch wenn dieser Donnerstag in irgendeiner Art wegweisend sein soll, dann hat das WBZW nichts zu befürchten. Die Gäste langen kräftig zu, ein Glas nach dem anderen füllt sich. Die Mitarbeiter kommen mit dem Öffnen der neuen Flaschen kaum mehr nach.