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Aargau: Verluste bei Winzern halten sich in Grenzen – Weinbauern atmen auf

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Dennis Kalt

Nach den kalten April-Nächten halten sich die Verluste bei den Winzern in Grenzen.

Vor zwei Monaten war es, als die frostigen Nächte die Obstbauern und Winzer kalt erwischten. Auch bei Gerhard Wunderlin, Weinproduzent in Zeiningen, hingen Ende April die jungen Triebe braun und welk an den Rebstöcken. Damals hoffte er, dass die Nebenaugen noch austreiben würden. Es blieb bei der Hoffnung: «Der Ernteausfall in Zeiningen ist massiv. Er beträgt zwischen 80 und 90 Prozent», sagt Wunderlin.

Während im Baselbiet die Winzer, welche dieselben Rebsorten anbauen, sich überlegen, zusammen zu produzieren, ist dies für Wunderlin kein Thema. Denn der Winzer hat in Elfingen und Magden zwei weitere Weingüter, auf denen der Ernteausfall sich mit 50 Prozent im Rahmen hält. «Eventuell muss ich noch Trauben dazukaufen, die Menge reicht jedoch aus, um zu produzieren», sagt er.

Dennoch wird Wunderlin mit seinen Weinen in diesem Jahr keine neuen Märkte erschliessen. «Bei einigen Sorten werde ich den Verkauf drosseln», sagt er. Hierunter fällt auch der Riesling-Sylvaner, der früher austreibt und deswegen stärker vom Frost betroffen war als andere Sorten. «Nächstes Jahr ist die 800-Jahr-Feier in Zeiningen. Für das Dorffest sollen schliesslich noch ein paar Flaschen des Riesling-Sylvaners übrig sein», sagt Wunderlin.

Problem: Kirschessigfliege

«Gar nicht so schlecht» sieht es auf dem Rebberg von Rahel Buchmann in Wittnau aus. Die Verluste betragen zwischen 30 und 40 Prozent. «Die Nebentriebe sind gut nachgekommen. Allerdings ist momentan der Reifegrad der Trauben an den Trieben relativ inhomogen», sagt sie. Deswegen hofft sie auf möglichst sonniges und warmes Wetter, damit sich der Reifegrad der Trauben bis zur Lese angleichen kann.

«Problematisch könnte es ab August werden, wenn die Trauben beginnen, Zucker zu bilden. Dann stehen sie nämlich auf dem Speiseplan der Kirschessigfliege», sagt Buchmann. Einige Hitzetage genügen, und die Fliegen sterben ab. Bei milder und regnerischer Witterung verbreiten sich die Schädlinge jedoch beinahe ungestört.

Im Hinblick auf die Kirschessigfliege ist es wichtig, dass die Bauern ihre Kirschen von den Hochstammbäumen abernten. «Ansonsten besteht die Gefahr, dass sie sich über die Kirschen verbreiten und umliegende Weingüter befallen», sagt Peter Rey, Weinbau-Spezialist vom Landwirtschaftlichen Zentrum Liebegg.

Auf dem Rebgut Stiftshalde in Hornussen von Daniel Fürst beträgt der Ernteausfall rund 50 Prozent. «Wir haben einen relativ steilen Hang, an dem die Kälte schnell abzieht. Zudem ist ein Teil unseres Rebgutes durch den Wald geschützt», sagt Fürst. Besonders das sonnige und warme Juni-Wetter kommt dem Winzer entgegen: «Die Reben sind in den letzten vier Wochen unglaublich schnell gewachsen», sagt er.

Ob der Ernteausfall einen Einfluss auf die Qualität des Weines hat, weiss Fürst derzeit noch nicht. Rey sagt jedoch: «Je geringer der Ertrag ausfällt, desto mehr Licht können die einzelnen Trauben aufnehmen und desto höher ist der Zuckergehalt. Dies ist prinzipiell ein gutes Qualitätszeichen.»