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500 neue Reben sind gepflanzt

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Beat Kohler

Bild: «Hier im oberen Teil der Parzelle haben wir die neuen Reben gepflanzt», erklärt Franz Bohnenblust, Sekretär der Rebbaugenossenschaft Gofri Brienz.

 

Die Rebbaugenossenschaft Gofri hat den ersten Teil einer neu erstandenen Fläche erfolgreich bepflanzt. Bald schon sollen hier die Trauben für echten Brienzer Wein wachsen.

Brienzer Wein soll nicht länger nur ein Allerweltswein mit einem Brienzer Etikett sein. Nein, Brienzer Wein soll von Reben stammen, die in Brienz angebaut werden. «Unsere Vision ist es, das Gastgewerbe der Region dazu zu bringen, diesen Wein auf die Karte zu nehmen», erklärt Franz Bohnenblust, Sekretär der Rebbaugenossenschaft Gofri Brienz. Dieses Ziel teilen die 50 Genossenschafter – auf so viele ist ihre Anzahl beschränkt – der vor einem Jahr gegründeten Rebbaugenossenschaft.

Hürden genommen

Künftig sollen auf einer Hektare Fläche in der Nähe der Kirche Brienz Reben reichen Ertrag bringen. Schon bisher hat dort Werner Grossmann auf 25 Aren Regent-Trauben angebaut und auch keltern lassen. Um die Fläche erweitern zu können, musste zuerst der Landkauf der angrenzenden Fläche über die Bühne gebracht werden, was rund acht Monate in Kauf nahm. Hinzu kamen das Baugesuch und weitere Abklärungen mit den Behörden. Denn der Rebbau untersteht wie kaum eine andere Kultur sehr strengen gesetzlichen Vorgaben wie der eidgenössischen Rebbauverordnung oder dem kantonalen Gesetz über den Rebbau. Demnach sind Rebflächen bereits ab 400 Quadratmeter bewilligungspflichtig. Sobald eine Fläche für den Rebbau bewilligt ist, besteht eine Bewirtschaftungspflicht. Die Genossenschaft musste zuerst nachweisen, dass sie dieser Pflicht nachkommen kann. Die Lage am Südhang direkt oberhalb des Sees, der einem zu Füssen liegt – nicht einmal die Bahngleise und die Kantonsstrasse direkt unter der Parzelle sind zu sehen – ist optimal.

Ausbau im Gang

Anfang Sommer war es nun endlich soweit und die Genossenschafter konnten die Arbeiten für die zweite Fläche in Angriff nehmen. «Es gab keine Einsprachen gegen das Projekt», freut sich Bohnenblust. Zuerst entstanden die Terrassen für die Reben. Trotz der Steilheit des Hanges sei es gemäss Experten sehr unwahrscheinlich, dass diese abrutschten, erklärt Bohnenblust. Auf die mit einer Bodenabdeckung gesicherten Terrassen setzten die Genossenschafter insgesamt 500 Reben der resistenten Sorte Divico. Die Hälfte der Mitglieder hat sich nämlich nicht nur als Gönner, sondern als «Tagwerker» verpflichtet. Dafür wird ihnen künftig auch ein etwas grösserer Teil des Weinertrages zustehen. Unter der Anleitung von Rebmeister Bruno Zmoos stehen sie tageweise im Einsatz. Die neu eingepflanzten Stöcke haben zum grössten Teil Wurzeln geschlagen. «Nun wird hier noch eine Drahtseilanlage installiert werden», erklärt Bohnenblust, der seine Freude über die gelungene Pflanzung nicht verbergen kann. An dieser können die Reben dann aufgebunden werden. Insgesamt hat der Anbau und auch die Renovation der zugehörigen Scheune die Genossenschaft rund 35'000 Franken gekostet.

Weitere Schritte folgen

Die Arbeit wird den Genossenschaftern jetzt nicht ausgehen. Denn nebst der Pflege der Reben stehen noch weitere Ausbauschritte an, bis die gesamte Fläche, welche die Genossenschaft erstehen konnte, terrassiert und bepflanzt ist. Daneben gilt es auch, die Umgebung mit diversen Biodiversitätsflächen zu unterhalten, was der Genossenschaft ein wichtiges Anliegen sei, wie Bohnenblust betont. Und schliesslich will auch geerntet werden. Pro Rebstock bis zu einem Kilogramm Trauben, was je eine Flasche Wein ergibt, wie der Sekretär vorrechnet. Der Wein soll in Oberhofen gekeltert werden. «Wir sind Rebbauern und nicht Winzer, denn Winzern ist eine Wissenschaft für sich», erklärt Bohnenblust. Die Tanks mit dem Traubenmost vom Brienzersee werden also künftig am Thunersee stehen. In zwei bis drei Jahren sollten die neuen Reben erste Erträge bringen und dann bald schon wieder in Flaschen verkorkt den Weg zurück an den Brienzersee finden.